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Nutzniessung

Oliver S.
09.03.2024
5 min

Nutzniessung: was ist das?

Nutzniessung ist ein Begriff aus dem Erbrecht, der sich auf das Recht einer Person bezieht, einen Vermögenswert zu nutzen, ohne dessen Eigentümer zu sein. Dies kann sich auf bewegliche Dinge, Rechte, Vermögen oder Grundstücke beziehen. Nutzniessungsrecht und Wohnrecht sind eng miteinander verknüpft, wobei die Nutzniessung dem Berechtigten mehr Rechte, aber auch mehr Pflichten verleiht. Es ist wichtig, die Vor- und Nachteile zu kennen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.

Über diese und weitere Punkte wie die Pflichten und Rechte des Nutzniessers klären wir in diesem Beitrag auf.

Was bedeutet Nutzniessung und wie funktioniert sie?

Die Nutzniessung ist ein Nutzungsrecht und wird im schweizerischen Zivilgesetzbuch geregelt (Art. 745 ff. ZGB). Der Nutzniesser erhält das Recht, einen Vermögenswert zu gebrauchen und daraus Erträge zu behalten, ohne dabei Eigentümer zu sein. Dieses Recht kann sich auf verschiedene Wertobjekte wie Fahrzeuge, Maschinen oder Aktien beziehen. Zudem kann es auch Immobilien betreffen, wobei der Nutzniesser die Möglichkeit hat, Mieteinnahmen oder Pachtzinsen einzubehalten. Die Nutzniessung kann also als eine Form der persönlichen Dienstbarkeit betrachtet werden.

Was sind die Vor- und Nachteile einer Nutzniessung?

Vorteile

  • Ein Hauptvorteil der Nutzniessung ist, dass der Nutzniesser das Recht hat, das Vermögen zu nutzen und daraus Erträge zu generieren, ohne Eigentümer zu sein. Dies kann insbesondere bei Immobilien von Vorteil sein, wenn der Nutzniesser Mieteinnahmen generieren möchte.
  • Zudem kann die Nutzniessung steuerliche Vorteile bieten, wie die Reduzierung der Schenkungssteuer.

Nachteile

  • Zu den Nachteilengehört, dass der Nutzniesser für die Einkommens- und Vermögenssteuern auf das Vermögen verantwortlich ist.
  • Ferner kann die Nutzniessung nicht vererbt oder übertragen werden.

Nutzniessungsrecht und Wohnrecht im Vergleich

Die beiden Rechte, Nutzniessungsrecht und Wohnrecht, unterscheiden sich in Bezug auf die damit verbundenen Rechte und Pflichten.

  • Bei der Nutzniessung erhält die berechtigte Person das Recht, einen Vermögenswert in vollem Umfang zu nutzen. Dies umfasst die Möglichkeit, diesen zu vermieten oder zu verpachten und die Erträge daraus zu behalten.
  • Im Gegensatz dazu ist das Wohnrecht beschränkter. Der Wohnrechtsberechtigte darf die Immobilie bewohnen, hat jedoch nicht das Recht, sie zu vermieten. Ferner hat der Nutzniesser mehr Pflichten, er muss etwa die Kosten für den Unterhalt der Liegenschaft tragen.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

NutzniessungWohnrecht
Öffentliche Beurkundung und Eintragung ins Grundbuchjaja
Kann durch Vertrag unter Lebenden oder per Testament entstehenjaja
Haus oder Wohnung kann weitervermietet werdenjanein
Übertragung des Nutzungsrechts auf Drittejanein
Pflicht des Erhalts und Unterhaltsjanein
Nutzniessungsrecht und Wohnrecht im Vergleich: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
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Pflichten und Rechte des Nutzniessers

Mit der Nutzniessung sind sowohl Rechte als auch Pflichten verbunden.

  • Rechte des Nutzniessers beinhalten vor allem die Nutzung des Vermögenswertes sowie das Behalten der Erträge daraus, beispielsweise durch Vermietung. Weiterhin hat der Nutzniesser das Recht, den Vermögenswert als Sicherheit für Kredite oder Schulden zu nutzen.
  • Zu den Pflichten des Nutzniessers gehören unter anderem die Sorgfaltspflicht und die Verpflichtung zur Instandhaltung und Verwaltung des Objekts. Zudem muss der Nutzniesser den Vermögenswert gegen bestimmte Gefahren versichern, sofern dies nach ortsüblicher Auffassung zu den Pflichten einer sorgfältigen Wirtschaft gerechnet wird. Hierbei ist zu beachten, dass die Nutzniessungsdienstbarkeit nicht übertragbar ist.

Kostenverteilung zwischen Eigentümer und Nutzniesser

Die Aufteilung der Kosten ist klar geregelt:

EigentümerNutzniesser
Aussergewöhnliche Reparaturen und Instandsetzungen (neues Dach, Heizung)- Kosten für den gewöhnlichen Unterhalt
- Allgemeine Nebenkosten
- Anfallende Ausbesserungen wie der Unterhalt von Wegen und Leitungen
- Zinsen für eine Hypothek
- Versicherungsprämien
Kostenverteilung zwischen Eigentümer und Nutzniesser

Steuerliche Aspekte der Nutzniessung

Wie wird Nutzniessung versteuert und wer zahlt die Steuern?

Die steuerlichen Aspekte der Nutzniessung sind besonders relevant. Der Nutzniesser ist in der Regel für die Einkommens- und Vermögenssteuern verantwortlich und muss die Einnahmen, die er aus dem Vermögenswert erzielt, versteuern. Dies umfasst auch den sogenannten «Eigenmietwert» bei Immobilien. Wie dieser berechnet wird, erfahren Sie hier.

Überdies kann die Einräumung eines Nutzniessungsrechts Schenkungs- oder Erbschaftssteuerpflichtig sein. Jede steuerliche Behandlung von Nutzniessungen kann jedoch von Kanton zu Kanton variieren, weshalb es ratsam ist, sich an das zuständige kantonale Steueramt zu wenden.

Nutzniessung im Erbrecht: Wann macht das Sinn?

Im Erbrecht kann die Nutzniessung sinnvoll sein, um den Lebenspartner oder die Kinder abzusichern, ohne dass diese sofort Eigentümer des Nachlasses werden. Sie ermöglicht es dem Nutzniesser, den Nachlass oder Teile davon zu nutzen, etwa eine Immobilie zu bewohnen oder Mieteinnahmen daraus zu generieren. Dies kann insbesondere in Fällen interessant sein, in denen die Erben noch nicht volljährig sind oder der Nutzniesser finanziell abgesichert werden soll. Allerdings ist zu beachten, dass die Nutzniessung auch Pflichten mit sich bringt, etwa die Instandhaltung des Vermögenswertes.

Wie berechnet man die Nutzniessung?

Die Berechnung der Nutzniessung kann auf verschiedenen Faktoren basieren.

  • Eine gängige Methode ist die formelmässige Berechnung. Hier wird der marktübliche monatliche Netto-Mietzins bei Vermietung oder der Eigenmietwert bei Selbstnutzung herangezogen. Davon werden dann bestimmte Posten wie Hypothekarzinsen, Unterhaltskosten und andere Kosten abgezogen. Der verbleibende Betrag wird dann mit einem fixen Zinssatz multipliziert, um den Jahresertrag zu ermitteln.
  • Eine andere Methode ist die Berechnung anhand des Kapitalwerts. Dabei wird der jährliche Wert der lebenslänglichen Nutzung festgelegt und dann auf Basis der mittleren Lebenserwartung kapitalisiert.

Es ist zu beachten, dass die genauen Berechnungsmethoden von Kanton zu Kanton variieren können. Daher ist es ratsam, fachlichen Rat einzuholen, um die genaue Berechnung der Nutzniessung zu verstehen.

Nutzniessung: Die Quintessenz
  • Eine Nutzniessung muss öffentlich durch einen Notar beurkundet werden.
  • Der Nutzniesser hat den Besitz (aber nicht das Eigentum) an einem Vermögensgegenstand.
  • Er kann die Sache selbst nutzen oder an einen Dritten weitergeben und dafür eine Miete verlangen.
  • Für alle Kosten des normalen Unterhalts, kleine Reparaturen, Abgaben und Versicherungen ist der Nutzniesser zuständig.

Quellen

FAQ

Ist Nutzniessung eine Schenkung?

Die Nutzniessung wird oft in Zusammenhang mit einer Schenkung gesehen, doch sind diese zwei Begriffe nicht gleich.

  • Eine Schenkung ist eine unentgeltliche Übertragung eines Vermögenswertes von einer Person zur anderen.
  • Nutzniessung hingegen ist ein Recht, einen Vermögenswert zu nutzen und daraus Erträge zu generieren, ohne Eigentümer zu sein.

Es ist jedoch möglich, eine Schenkung mit Nutzniessung zu kombinieren. Beispielsweise kann eine Immobilie geschenkt und gleichzeitig ein Nutzniessungsrecht eingeräumt werden. Der Schenkende behält dann das Recht, die Immobilie zu nutzen oder Mieteinnahmen zu erzielen, obwohl er nicht mehr der Eigentümer ist. Solche Arrangements können in manchen Fällen die Schenkungs- und Erbschaftssteuern reduzieren.

Insgesamt ist zu sagen, dass die Nutzniessung keine Schenkung ist, aber in Verbindung mit einer solchen stehen kann. Es ist wichtig, die Unterschiede und möglichen steuerlichen Auswirkungen zu verstehen, bevor eine Entscheidung getroffen wird.

Wie und wann erfolgt die Löschung einer Nutzniessung?

Die Löschung einer Nutzniessung kann durch verschiedene Ereignisse ausgelöst werden und unter bestimmten Umständen erfolgen.

  • In erster Linie erlischt sie automatisch, wenn der festgelegte Zeitraum für die Nutzniessung abläuft.
  • Bei einer zeitlich unbegrenzten Nutzniessung ist eine Kündigung erforderlich, um die Nutzniessung zu beenden. Dies kann entweder durch den Eigentümer oder den Nutzniessungsberechtigten erfolgen.
  • Weitere Gründe für eine Löschung können der Tod des Nutzniessungsberechtigten oder die Aufgabe des Rechts durch den Nutzniessungsberechtigten sein.
  • Die Löschung einer Nutzniessung kann auch erfolgen, wenn der Vermögenswert, auf den sie sich bezieht, verkauft oder auf andere Weise veräussert wird.

Die Löschung der Nutzniessung im Grundbuch hat in der Regel nur deklaratorische Wirkung. Es ist jedoch wichtig, darauf hinzuweisen, dass der Verkaufswert einer Immobilie durch eine Nutzniessung beeinträchtigt werden kann. Daher kann es in einigen Fällen sinnvoll sein, die Nutzniessung zu löschen, um den Verkauf zu erleichtern.

Was passiert, wenn der Nutzniesser seiner Pflicht zum Unterhalt der Immobilie nicht nachkommt?

Als Nutzniesser ist man gesetzlich dazu verpflichtet, «den Gegenstand in seinem Bestande zu erhal­ten und Ausbesserungen und Erneuerungen, die zum gewöhnlichen Unterhalte gehören, von sich aus vorzunehmen.»

Kommt man dieser Verpflichtung nicht nach, kann der Eigentümer zunächst eine Sicherheitsleistung verlangen, ausser er hat die Immobilie von dem Nutzniesser selbst erhalten.

Wird der Pflicht trotz Einspruch weiterhin nicht nachgekommen, kann das Gericht das Haus entziehen. Auch kann der Eigentümer die Immobilie besichtigen. Wird ihm dies verwehrt, kann er sich durch einen gerichtlichen Beschluss Zugang verschaffen.

Oliver S.
Oliver S. schreibt seit 15 Jahren über den Immobilienmarkt. Er ist auf Immobilien spezialisiert und betreibt seit 2012 einen professionellen Blog mit bislang über 1'000 Artikeln und etwa 1 Million Seitenaufrufen pro Jahr. Darüber hinaus hat er in den letzten Jahren 5 Bücher über Management und Führung veröffentlicht.