Nettorendite

Oliver S.
12.03.2024, 08:51
4 min

Nettorendite: was ist das?

Kennzahlen sind hilfreich, wenn es um die Entscheidung über den Kauf einer Immobilie geht. Hierbei geht es insbesondere um die Berechnung der Rentabilität und der Amortisation und den daraus resultierenden, möglichen Vergleich mehrerer Objekte. Die Nettorendite ist eine verhältnismässig einfach zu berechnende und dennoch aussagekräftige Kennzahl.

Im Gegensatz zur Bruttorendite, bei der lediglich die Einnahmen aus einer Immobilie ins Verhältnis zu den Investitionskosten gesetzt werden, berücksichtigt die Nettorendite auch die jährlichen Betriebskosten einer Liegenschaft.

Wie wird die Nettorendite berechnet?

In aller Regel können Sie die Nettorendite einer Immobilie ohne grosse Probleme berechnen, da die benötigten Werte praktisch immer vorliegen. Die Berechnung gliedert sich in drei Bereiche:

1. Bereich: Einnahmen aus der Vermietung

In einem ersten Schritt gilt es, alle Mieteinnahmen (Jahreskaltmieten) zusammenzutragen. Dies betrifft sowohl gewerbliche als auch private Vermietungen. Hinzu kommen mögliche weitere Einnahmen, etwa aus Wegerechten oder Lizenzen für Werbetafeln.

2. Bereich: Betriebskosten

In diesem Bereich müssen alle mit der Immobilie im Zusammenhang stehenden Kosten aus dem Betrieb ermittelt werden. Die Betriebskosten können sich aus folgenden Positionen zusammensetzen:

  • Kosten der Verwaltung
  • Kosten für Unterhalt, Instandhaltung und Reparaturen
  • Wartungskosten für technische Anlagen
  • Energiekosten, z. B. für Werbetafeln

3. Bereich: Investitionskosten

Zu den Investitionskosten zählen neben dem eigentlichen Kaufpreis auch Notargebühren, Gebühren für das Eintragen im Grundbuch, die Maklercourtage etc.

Berechnung der Nettorendite

Aus diesen drei Werten lässt sich nun die Nettorendite mithilfe folgender Formel berechnen:

Nettorendite = (Jahresnettoeinnahmen – Betriebskosten) / Investitionskosten

Beispiel

Monatseinkommen eines 20-Parteien-Mietshauses: CHF 30'000.- (pro Jahr CHF 360'000.-)

Monatliche Betriebskosten: CHF 4'000.- (pro Jahr CHF 48'000.-)

Kaufpreis: CHF 3'900'000.-

Nebenkosten des Kaufs (5 %): CHF 180'000

Gesamtinvestition: 4'080'000.-

Daraus ergibt sich folgendes Ergebnis:

(360'000 - 48'000 = 312'000) / 4'080'000 = 0,07647 oder 7,65 %

Was berücksichtigt die Nettorendite nicht?

In der Nettorendite werden drei wichtige Aspekte nicht berücksichtigt:

  1. Lehrstand
  2. Steuern
  3. Inflation

Interpretieren Sie die Nettorendite am Ende als Kennzahl, müssen Sie diese unberücksichtigten Aspekte ebenfalls bedenken. Am Ende können diese drei Faktoren nämlich einen markanten Einfluss auf die reale Rendite haben. Im direkten Vergleich mehrerer Objekte, bei denen jedes Mal «nur» die Nettorendite verglichen wird, spielen diese Werte hingegen keine Rolle.

Unterschied zwischen Bruttorendite und Nettorendite

Die Bruttorendite berücksichtigt lediglich die Jahreseinnahmen und die Kosten der Investition. Die Nettorendite hingegen ist etwas präziser, da hier auch die Kosten der Verwaltung und Instandhaltung einkalkuliert werden. Daher liegt die Nettorendite stets unterhalb der Bruttorendite. Wie die Unterschiede im Detail aussehen, erfahren Sie in diesem detaillierten Beitrag zu den Unterschieden zwischen der Brutto- und der Nettorendite.

Die Nettorendite als Entscheidungsgrundlage für eine Investition

Zur schnellen Vergleichbarkeit zweier oder mehrerer Objekte ist die Nettorendite eine geeignete Kennzahl, da sie verhältnismässig schnell und einfach ermittelt werden kann. Als einziges Kriterium für oder gegen eine Investition ist sie hingegen nicht geeignet.

Weitere wichtige Kennzahlen

Um eine exakte Investitionsentscheidung treffen zu können, sollten Sie weitere Kennzahlen heranziehen. Folgende helfen Ihnen dabei, die beste Immobilie zu finden:

Ab welcher Höhe ist die Nettorendite gut?

Die Festlegung eines Wertes für eine gute oder schlechte Nettorendite ist nur schwer möglich. Zu viele Faktoren spielen darüber hinaus eine wichtige Rolle. Zu diesen könnten folgende Überlegungen zählen:

Bei einem kürzlich sanierten Mietshaus in einer Eins-a-Innenstadtlage wird meist eine geringere Rendite in Kauf genommen als bei einem renovierungsbedürftigen Mietshaus am Stadtrand. Das sind die Gründe:

  • Die Chancen auf eine Wertsteigerung sind im ersten Fall höher.
  • Ein besserer Wiederverkauf ist hier ebenfalls gewährleistet.
  • Der Leerstand (oder die Gefahr dessen) wird üblicherweise geringer sein.

Nur im Gesamtkontext und unter Zuhilfenahme weiterer Kennzahlen lässt sich eine Aussage über die Güte einer Renditehöhe treffen.

Die Nettorendite im Kontext des Mietrechts: Was gilt es zu beachten?

Im Kontext des Mietrechts spielt die Nettorendite eine entscheidende Rolle bei der Überprüfung des Mietzinses. Die zulässige Nettorendite ist ein wichtiger Indikator, um festzustellen, ob ein Mietzins missbräuchlich ist oder nicht. Dabei wird der Nettoertrag (Mieteinnahmen abzüglich aller Kosten) ins Verhältnis zum eingesetzten Eigenkapital gesetzt.

Sie dient als Grundlage zur Bestimmung des zulässigen Mietzinses und wird häufig von Mietgerichten herangezogen, um über Mietzinsanpassungen zu entscheiden. Dabei sind der aktuelle Referenzzinssatz und die tatsächlichen Unterhalts- und Betriebskosten massgeblich für die Berechnung. Bitte beachten Sie, dass bestimmte Kosten, wie Abschreibungen und Risikoprämien, in der Regel unberücksichtigt bleiben.

Nettorendite: Die Quintessenz
  • Die Nettorendite ist einfach zu berechnen, die Aussagekraft jedoch nur im Kontext mit anderen Kennzahlen gegeben.
  • Zur Berechnung benötigt man die Jahresmieteinnahmen, die Betriebskosten und die Investitionskosten inkl. Nebenkosten. 
  • Für eine schnelle Vergleichbarkeit mehrerer Investitionsobjekte gibt die Nettorendite einen ersten Anhaltspunkt.
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FAQ

Was ist der Unterschied zwischen Nettorendite und Bruttorendite?

Bei der Bruttorendite werden keine Betriebskosten berücksichtigt. Bei der Nettorendite werden hingegen auch Verwaltungskosten und Kosten für Renovationen in die Berechnung einbezogen.

Was ist die Nettomietrendite?

Die Nettomietrendite ist eine Kennzahl, die den prozentualen Ertrag einer Immobilieninvestition nach Abzug aller Kosten angibt. Hierbei werden sowohl die eingenommenen Mieten als auch die Ausgaben für Steuern, Verwaltung und Instandhaltung berücksichtigt. Sie ist somit ein realistischeres Mass für den wirklichen Gewinn aus einer vermieteten Immobilie im Vergleich zur Bruttomietrendite, gibt Investoren einen klaren Überblick über die Rentabilität ihrer Immobilieninvestitionen und hilft bei der Entscheidung für oder gegen den Kauf einer Immobilie.

Reicht die Nettorendite als Investitionsentscheidung aus?

Die Entscheidung über eine Investition sollte nicht allein auf Grundlage der Nettorendite getroffen werden. Für einen ersten Eindruck und das Vergleichen mehrerer Objekte eignet sie sich hingegen gut.

Wie wird die Nettorendite einer Immobilie für Mieten berechnet?

Die Berechnung der Nettorendite bei Immobilien erfolgt, indem zunächst die jährlichen Betriebskosten von den eingenommenen Mieten abgezogen und der Wert durch die Anschaffungskosten (Kaufpreis + Nebenkosten) geteilt wird.

Was bedeutet eine Nettorendite in Höhe von 10 % für eine Liegenschaft?

Eine Nettorendite von 10 % bedeutet, dass die Differenz aus Jahreseinkommen bzw. Mieten und Betriebskosten einem Zehntel der Summe entspricht, die für die Investition aufgebracht wurde. Das Objekt hat sich demnach nach 10 Jahren amortisiert.

Gibt es Rechner für die Ermittlung der Nettorendite?

Mit Formeln wie der, die wir zuvor in unserer Beispielrechnung verwendet haben, können Sie die Brutto- sowie Nettorendite ganz einfach selbst ausrechnen. Weitere Formeln, etwa für die Berechnung der Rendite, Nettorendite, Bruttorendite sowie der Eigenkapitalrendite finden Sie in unserem Beitrag zum Thema «Immobilien-Rendite-Rechner für die Schweiz».

Oliver S.
Oliver S. schreibt seit 15 Jahren über den Immobilienmarkt. Er ist auf Immobilien spezialisiert und betreibt seit 2012 einen professionellen Blog mit bislang über 1'000 Artikeln und etwa 1 Million Seitenaufrufen pro Jahr. Darüber hinaus hat er in den letzten Jahren 5 Bücher über Management und Führung veröffentlicht.