Fortführungswert

Oliver S.
05.02.2024, 13:03
3 min

Fortführungswert: was ist das?

Definition: Fortführungswert

Der Fortführungswert, auch bekannt als «Going Concern Value», ist ein Schlüsselbegriff in der Immobilienbewertung und Unternehmensbewertung. Er gibt den Wert eines Unternehmens, einer Immobilie oder eines anderen Investitionsprojekts bei dessen Weiterführung an. Diese Perspektive unterscheidet sich grundlegend vom Liquidationswert (auch Liquidationserlös oder Zerschlagungswert genannt). Dieser spiegelt den Wert bei einer sofortigen Auflösung und Veräusserung der Vermögenswerte wider.

Der Going-Concern-Wert und seine Relevanz

Der Fortführungswert berücksichtigt die zukünftigen Einkommensströme, die aus der Vermietung oder Nutzung der Immobilie resultieren können, sowie das langfristige Wachstumspotenzial. Dieser Ansatz ist besonders relevant für Hausbesitzer und Wohnungseigentümer, die den Wert ihrer Immobilien realistisch einschätzen möchten, sei es für den Verkauf, die Vermietung oder für eine Hypothekenbewertung.

Die Einordnung des Fortführungswerts in den Kontext der Immobilienbewertung erfordert ein Verständnis dafür, wie sich Markttrends, Standortfaktoren und die physische Beschaffenheit der Immobilie auf den langfristigen Wert auswirken. Beispielsweise kann eine gut gelegene Immobilie in einer wachsenden Stadt in der Schweiz einen höheren Fortführungswert haben, da sie von der städtischen Entwicklung und der Nachfrage nach Wohnraum profitiert.

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Bewertung zu Fortführungswerten

Die Berechnung des Fortführungswerts einer Immobilie basiert auf mehreren Faktoren, die den zukünftigen Ertrag und das Wachstumspotenzial berücksichtigen. Die Kernaspekte dieser Berechnung umfassen die Einschätzung der zukünftigen Einnahmen, die Abzinsung dieser Einnahmen auf den gegenwärtigen Wert und die Berücksichtigung spezifischer Risiken und Markttrends.

Dabei werden die folgenden zwei Hauptmethoden häufig angewandt:

  1. Discounted-Cash-Flow (DCF)-Methode: Diese Methode projiziert die zukünftigen Cashflows, die aus der Immobilie generiert werden, und diskontiert sie auf ihren heutigen Wert.

    Die Formel lautet:
    Fortführungswert = Summe der diskontierten, zukünftigen Cashflows.

  2. Ertragswertverfahren: Diese Methode basiert auf der Abschätzung des nachhaltig erzielbaren Jahresertrags und der Anwendung eines Kapitalisierungszinssatzes.

    Die Formel lautet:

    Fortführungswert = Jahresreinertrag / Kapitalisierungszinssatz.

Praktische Beispiele:

  1. Beispiel eines Mietshauses in Zürich: Angenommen, ein Mietshaus generiert jährlich CHF 100'000.- an Mieteinnahmen. Unter der Annahme eines stabilen Mietmarktes und einer jährlichen Steigerung der Mieteinnahmen um 2 % könnten die zukünftigen Cashflows für die nächsten 10 Jahre geschätzt und abgezinst werden. Mit einem angenommenen Diskontierungszinssatz von 5 % könnte die DCF-Methode angewendet werden. Damit kann man den gegenwärtigen Wert dieser zukünftigen Einnahmen ermitteln. Da die Berechnung sehr komplex ist, empfehlen wir unseren Beitrag zur DCF-Methode
  2. Beispiel einer Eigentumswohnung in Genf: Eine Eigentumswohnung erzielt einen Jahresreinertrag von CHF 20'000.-. Unter Verwendung des Ertragswertverfahrens und einem Kapitalisierungszinssatz von 4 % würde der Fortführungswert wie folgt berechnet:

    CHF 20'000.- / 0,04 = CHF 500'000.-

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Berechnungen auf Annahmen basieren, weshalb wir eine professionelle Bewertung für präzisere Einschätzungen empfehlen.

Quintessenz: Fortführungswert
  • Der Fortführungswert reflektiert den langfristigen Ertrag und das Wachstumspotenzial.
  • Berechnung mittels DCF- oder Ertragswertverfahren.
  • Zentral für Unternehmens- und Immobilienbewertung.
  • Beeinflusst Bilanzierung und Darstellung finanzieller Gesundheit.
  • Unterscheidet sich vom Zerschlagungs- oder Liquidationswert.

FAQ

Was ist der Zerschlagungswert?

Der Zerschlagungswert, auch bekannt als Liquidationswert oder -erlös, ist der geschätzte Betrag, den ein Unternehmen oder eine Immobilie bei einer sofortigen Veräusserung aller Vermögenswerte erzielen würde. Dieser Wert wird in der Regel dann berücksichtigt, wenn ein Unternehmen nicht mehr fortgeführt wird und seine Vermögensgegenstände einzeln und schnell verkauft werden müssen. Der Zerschlagungswert liegt oft unter dem Fortführungswert, da er von einem schnellen Verkauf unter möglicherweise ungünstigen Marktbedingungen ausgeht.

Wie berechnet man den Liquidationswert?

Zur Berechnung des Liquidationswerts werden alle Vermögenswerte eines Unternehmens oder einer Immobilie einzeln bewertet, wobei der erwartete Verkaufspreis unter Berücksichtigung eines beschleunigten Verkaufsprozesses zugrunde gelegt wird. Dies umfasst die Bewertung von Immobilien, Ausrüstungsgegenständen, Lagerbeständen und anderen Vermögensgegenständen zu Preisen, die wahrscheinlich bei einer Zwangsveräusserung erzielt werden. Es werden auch Schulden und Verbindlichkeiten des Unternehmens berücksichtigt, um den Netto-Liquidationswert zu bestimmen. Dieser Wert gibt Auskunft darüber, was Eigentümer und Gläubiger im Falle einer Liquidation des Unternehmens erwarten können.

Oliver S.
Oliver S. schreibt seit 15 Jahren über den Immobilienmarkt. Er ist auf Immobilien spezialisiert und betreibt seit 2012 einen professionellen Blog mit bislang über 1'000 Artikeln und etwa 1 Million Seitenaufrufen pro Jahr. Darüber hinaus hat er in den letzten Jahren 5 Bücher über Management und Führung veröffentlicht.