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Vergleichswertverfahren

Oliver S.
16.04.2024
7 min

Vergleichswertverfahren: Was ist das?

Vergleichswertverfahren: Definition

Das Vergleichswertverfahren ist eine Methode zur Immobilienbewertung, die darauf basiert, den Wert einer Immobilie durch den Vergleich mit kürzlich verkauften, ähnlichen Objekten in vergleichbarer Lage zu ermitteln. Diese Methode ist besonders geeignet bei privatem Wohneigentum wie Einfamilienhäusern oder Eigentumswohnungen, bei denen eine ausreichende Anzahl vergleichbarer Transaktionen vorhanden ist, um eine fundierte Bewertung vornehmen zu können, aber auch bei einem Grundstück.

Im Kern des Vergleichswertverfahrens steht die Annahme, dass der Marktwert einer Immobilie eng mit den Verkaufspreisen ähnlicher Immobilien in ähnlicher Lage korreliert. Um eine genaue Bewertung zu erreichen, werden Anpassungen für Unterschiede zwischen den Vergleichsobjekten und der zu bewertenden Immobilie vorgenommen. Diese Anpassungen können Faktoren wie Grösse, Zustand, Ausstattungsqualität, Lagebesonderheiten und Marktveränderungen seit dem Verkaufszeitpunkt der Vergleichsobjekte umfassen.

Das Vergleichswertverfahren wird häufig von Immobiliensachverständigen, Maklern und anderen Immobilienprofis angewendet, um Kauf- oder Verkaufsentscheidungen zu unterstützen, für Besteuerungszwecke oder bei rechtlichen Auseinandersetzungen bezüglich des Immobilienwerts. In der Schweiz, wie auch in vielen anderen Ländern, gilt das Vergleichswertverfahren als eine der grundlegenden und anerkannten Methoden der Immobilienbewertung und ist durch entsprechende Normen und Richtlinien geregelt.

Der Schlüssel zum erfolgreichen Einsatz des Vergleichswertverfahrens liegt in der sorgfältigen Auswahl und Analyse der Vergleichsobjekte. Es ist entscheidend, dass die ausgewählten Objekte in Bezug auf die wesentlichen wertbildenden Merkmale – wie Lage, Grösse, Zustand und Ausstattung – möglichst ähnlich sind. Nur so kann eine zuverlässige und marktgerechte Bewertung sichergestellt werden.

Vergleichswertverfahren bei Immobilien: Anwendungsbereich, Vorgehensweise und Grenzen

Das Vergleichswertverfahren findet in der Immobilienbewertung breite Anwendung und ist besonders geeignet für die Bewertung von Wohnimmobilien. Dabei kann es sowohl für Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften, Reihenhäuser als auch Eigentumswohnungen effektiv eingesetzt werden. 

Anwendungsbereich

  • Wohnimmobilien: Das Verfahren wird vorrangig bei Wohnimmobilien angewendet, da hier oft eine Vielzahl vergleichbarer Verkaufstransaktionen vorliegt. Dies ermöglicht eine genaue Analyse und Bewertung basierend auf aktuellen Marktdaten.
  • Eigentumswohnungen: Bei Eigentumswohnungen ermöglicht das Vergleichswertverfahren eine Bewertung unter Berücksichtigung unterschiedlicher Kriterien. Spezifische Merkmale wie Stockwerk, Aussicht oder Balkonfläche können in die Bewertung einbezogen und entsprechend angepasst werden.
  • Gewerbeimmobilien und Spezialimmobilien: Obwohl das Vergleichswertverfahren hauptsächlich für Wohnimmobilien genutzt wird, kann es unter bestimmten Umständen auch für Gewerbeimmobilien oder spezielle Immobilientypen angewendet werden, sofern genügend vergleichbare Marktdaten vorliegen. Die Herausforderung hierbei liegt in der oft geringeren Anzahl vergleichbarer Transaktionen und der höheren Komplexität der Bewertungsfaktoren.

Vorgehensweise

Die Anwendung des Vergleichswertverfahrens erfordert eine methodische Vorgehensweise:

  1. Sammlung von Marktdaten: Zunächst werden Daten über kürzlich verkaufte, vergleichbare Immobilien gesammelt. Wichtig sind hierbei die Verkaufspreise und die spezifischen Eigenschaften der Vergleichsobjekte.
  2. Auswahl von Vergleichsobjekten: Aus der gesammelten Datenmenge werden diejenigen Objekte ausgewählt, die der zu bewertenden Immobilie am ähnlichsten sind. Dabei werden unterschiedliche Kriterien wie die örtliche Lage, Mikrolage, Zustand, Bauweise, Baujahr, Grösse, Bodenbeschaffenheit, Lärmbelästigung und Ausstattung berücksichtigt. Auch interessant ist, ob es sich bei der Liegenschaft um ein energieeffizientes Haus handelt oder nicht. Hier wird dann ein Durchschnittspreis angenommen.
  3. Anpassungen: Da selten zwei Immobilien identisch sind, werden Anpassungen vorgenommen, um Unterschiede zwischen den Vergleichsobjekten und der zu bewertenden Immobilie auszugleichen. Diese Anpassungen können etwa die Grösse, den Zustand oder besondere Merkmale der Immobilie betreffen.

Grenzen des Verfahrens

Die Effektivität des Vergleichswertverfahrens hängt massgeblich von der Verfügbarkeit vergleichbarer Marktdaten ab. In Gebieten mit wenigen Transaktionen oder bei sehr einzigartigen Immobilien kann es schwierig sein, ausreichend vergleichbare Objekte zu finden – hier ist es eine weniger zuverlässige Methode. In solchen Fällen können andere Bewertungsmethoden wie das Ertragswertverfahren oder das Sachwertverfahren ergänzende oder alternative Ansätze bieten. Auch Objekte, die einen Ertrag durch die Vermietung generieren, sind weniger geeignet für diese Methode.

Indirektes Vergleichswertverfahren

Das indirekte Vergleichswertverfahren ist eine Variante des Vergleichswertverfahrens in der Immobilienbewertung, die zum Einsatz kommt, wenn nicht ausreichend direkte Vergleichsobjekte vorhanden sind. Anstatt sich auf konkrete Verkaufspreise einzelner, ähnlicher Immobilien zu stützen, nutzt das indirekte Vergleichswertverfahren statistische Daten und Durchschnittswerte aus dem relevanten Immobilienmarkt, um den Wert einer Immobilie zu schätzen. Hierbei werden etwa Durchschnittspreise pro Quadratmeter Wohnfläche oder Grundstücksfläche in einem bestimmten Gebiet herangezogen.

Kernpunkte des indirekten Vergleichswertverfahrens

  • Verwendung statistischer Marktdaten: Statt auf individuelle Vergleichsobjekte zurückzugreifen, basiert das Verfahren auf breiteren Marktanalysen und Durchschnittswerten.
  • Anpassungen an spezifische Immobilienmerkmale: Auch beim indirekten Verfahren werden Anpassungen vorgenommen, um der spezifischen Immobilie gerecht zu werden. Diese Anpassungen berücksichtigen Lage, Zustand und Besonderheiten der Immobilie im Vergleich zu den durchschnittlichen Marktbedingungen.
  • Anwendbar bei Datenmangel: Besonders in Gebieten mit geringer Transaktionshäufigkeit oder bei sehr einzigartigen Immobilien, für die kaum direkte Vergleichsobjekte vorhanden sind, bietet sich das indirekte Verfahren an.
  • Schätzung unter Unsicherheit: Da das indirekte Vergleichswertverfahren auf weniger spezifischen und mehr generalisierten Daten basiert, kann die Unsicherheit bei der Bewertung grösser sein als beim direkten Vergleichswertverfahren.

Das indirekte Vergleichswertverfahren erlaubt also eine Immobilienbewertung auch unter schwierigen Bedingungen, wenn die Anwendung des direkten Vergleichswertverfahrens durch einen Mangel an geeigneten Vergleichsobjekten eingeschränkt ist. Es erfordert allerdings ein tieferes Verständnis für den Markt und sorgfältige Anpassungen, um zuverlässige Ergebnisse zu liefern.

Vergleichswertverfahren: Berechnung und Formel

Die Berechnung des Marktwertes einer Immobilie mittels des Vergleichswertverfahrens stützt sich auf eine systematische Analyse und Anpassung von Marktdaten ähnlicher, kürzlich verkaufter Immobilien. Diese Methode ermöglicht eine objektive und marktnahe Bewertung, indem sie direkte Vergleiche zu ähnlichen Objekten heranzieht. Im Folgenden wird die Vorgehensweise inklusive der verwendeten Formeln detailliert beschrieben.

Auswahl von Vergleichsobjekten

Der erste Schritt besteht darin, eine Auswahl an Vergleichsobjekten zu treffen. Diese sollten in Lage, Grösse, Zustand und Ausstattung möglichst ähnlich zur zu bewertenden Immobilie sein. Wichtige Kriterien sind unter anderem:

  • Lage: Stadtteil, Entfernung zu wichtigen Einrichtungen oder Naturgebieten.
  • Grösse: Wohnfläche und Grundstücksgrösse.
  • Zustand: Alter des Gebäudes, Sanierungsstand und Modernisierungen.
  • Ausstattung: Qualität der Innenausstattung, Vorhandensein von Balkon, Terrasse, Garten etc.

Anpassungen

Um eine genaue Bewertung zu erreichen, müssen Anpassungen vorgenommen werden, die die Unterschiede zwischen den Vergleichsobjekten und der zu bewertenden Immobilie ausgleichen. Diese Anpassungen werden in der Regel prozentual zum Verkaufspreis der Vergleichsobjekte angewendet und beziehen sich auf:

  • Grössenunterschiede: Anpassung pro Quadratmeter, wenn die Immobilien in ihrer Grösse variieren.
  • Zustandsdifferenzen: Anpassungen für Renovierungen oder notwendige Instandhaltungen.
  • Lagefaktoren: Unterschiede in der Mikro- und Makrolage können den Wert erheblich beeinflussen.
  • Ausstattungsmerkmale: Besondere Ausstattungsmerkmale oder Fehlen derselben führen zu entsprechenden Wertanpassungen.

Berechnungsformel

Die grundlegende Formel für das Vergleichswertverfahren sieht folgendermassen aus:

Marktwert = (angepasster Preis der Vergleichsobjekte) / Anzahl der Vergleichsobjekte 

Hierbei ist der »angepasste Preis der Vergleichsobjekte« der Verkaufspreis nach Durchführung aller notwendigen Anpassungen. Die Anpassungen reflektieren die Differenzen in Lage, Grösse, Zustand und Ausstattung zwischen den Vergleichsobjekten und der zu bewertenden Immobilie. Die Summe dieser angepassten Preise geteilt durch die Anzahl der Vergleichsobjekte ergibt den geschätzten Marktwert der Immobilie.

Vergleichswertverfahren: Konkrete Umsetzung und Beispielrechnung

Um das Vergleichswertverfahren und seine Anwendung besser zu veranschaulichen, geben wir Ihnen nachfolgend eine konkrete Beispielrechnung. Ziel ist es, den theoretischen Rahmen in die Praxis umzusetzen und zu zeigen, wie Marktwerte von Immobilien unter Verwendung realer Vergleichsdaten und Anpassungen bestimmt werden können.

Ausgangslage

Wir betrachten ein Einfamilienhaus, das bewertet werden soll. Die wesentlichen Merkmale der Immobilie sind wie folgt:

  • Lage: Stadtrand
  • Wohnfläche: 150 m²
  • Grundstücksgrösse: 500 m²
  • Zustand: Guter Zustand, keine sofortigen Renovierungsarbeiten notwendig
  • Besonderheiten: Garten, Garage

Auswahl der Vergleichsobjekte

Es wurden drei kürzlich verkaufte Objekte in der Nähe als Vergleichsobjekte ausgewählt:

  1. Objekt A: Verkaufspreis CHF 450'000.-, Wohnfläche 140 m², Grundstücksgrösse 450 m², guter Zustand, mit Garten, ohne Garage.
  2. Objekt B: Verkaufspreis CHF 480'000.-, Wohnfläche 160 m², Grundstücksgrösse 550 m², sehr guter Zustand, mit Garten und Garage.
  3. Objekt C: Verkaufspreis CHF 420'000.-, Wohnfläche 150 m², Grundstücksgrösse 500 m², guter Zustand, mit Garten, ohne Garage.

Anpassungen

Für eine korrekte Bewertung müssen wir Anpassungen vornehmen, um die Unterschiede in Wohnfläche, Grundstücksgrösse und Ausstattungsmerkmale (hier: Garage) zu berücksichtigen.

  • Objekt A: Da Objekt A keine Garage hat, was einen Wertnachteil darstellt, und leicht kleiner ist als die zu bewertende Immobilie, erhöhen wir den Vergleichspreis um CHF 5'000.- für die fehlende Garage und um weitere CHF 10'000 für die Differenz in der Wohnfläche. Angepasster Preis: CHF 465'000.
  • Objekt B: Objekt B ist in einem sehr guten Zustand und grösser sowohl in Bezug auf die Wohnfläche als auch auf das Grundstück. Wir nehmen eine Anpassung von -CHF 15'000 vor, um den höheren Standard und die grössere Fläche zu berücksichtigen. Angepasster Preis: CHF 465'000.
  • Objekt C: Dieses Objekt ist sehr ähnlich zur zu bewertenden Immobilie, allerdings fehlt eine Garage. Daher wird der Preis um CHF 5'000 für die fehlende Garage angepasst. Angepasster Preis: CHF 425'000.

Berechnung des Marktwertes

Marktwert = (465'000 + 465'000 + 425'000) / 3 = CHF 451'666,67 Marktwert

Basierend auf den angepassten Preisen der Vergleichsobjekte ergibt sich ein geschätzter Marktwert für die zu bewertende Immobilie von ca. CHF 451'667.

Rechner für das Vergleichswertverfahren

Der Einsatz eines Vergleichswertverfahren-Rechners ermöglicht es, die Komplexität und den Arbeitsaufwand bei der Immobilienbewertung erheblich zu reduzieren. Diese digitalen Werkzeuge sind darauf ausgelegt, den Prozess der Datensammlung, -analyse und -anpassung zu automatisieren, um eine schnelle und präzise Schätzung des Marktwertes einer Immobilie zu liefern. Die Immobilienbewertung bei RealAdvisor nutzt gleichzeitig verschiedene Verfahren, darunter auch das Vergleichswertverfahren, um die bestmögliche und genaueste Bewertung zu gewährleisten. 

Quintessenz: Vergleichswertverfahren
  • Basiert auf Marktdaten: Nutzt Preise kürzlich verkaufter, vergleichbarer Immobilien.
  • Anpassungen für Genauigkeit: Berücksichtigt Unterschiede in Lage, Grösse, Zustand und Ausstattung.
  • Ideal für Wohnimmobilien: Besonders geeignet für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen mit vielen Vergleichsdaten.
  • Schnelle Marktwertschätzung: Ermöglicht eine direkte und nachvollziehbare Ermittlung des Immobilienwerts.

FAQ

Ist Verkehrswert gleich Vergleichswert?

Nein, der Verkehrswert und der Vergleichswert sind nicht identisch.

  • Der Verkehrswert einer Immobilie bezeichnet den Preis, der zu einem bestimmten Zeitpunkt im gewöhnlichen Geschäftsverkehr erzielt werden kann, unter Berücksichtigung aller objektspezifischen Merkmale.
  • Der Vergleichswert ist eine Methode zur Ermittlung dieses Verkehrswerts, indem ähnliche, kürzlich verkaufte Objekte zum Vergleich herangezogen werden.

Wann sollten Vergleichswerte herangezogen werden?

Das Vergleichswertverfahren wird vorzugsweise angewendet, wenn ausreichend Daten über vergleichbare Immobilientransaktionen vorliegen, insbesondere bei Wohnimmobilien wie Einfamilienhäusern oder Eigentumswohnungen. Es eignet sich, wenn ein direkter Marktvergleich möglich und aussagekräftig ist.

Wie funktioniert das Vergleichswertverfahren?

Das Vergleichswertverfahren funktioniert, indem Verkaufspreise von kürzlich verkauften, ähnlichen Immobilien als Grundlage genommen und um Faktoren wie Lage, Grösse, Zustand und Ausstattung angepasst werden, um den Marktwert der zu bewertenden Immobilie zu schätzen.

Woher bekomme ich den Vergleichswert?

Den Vergleichswert erhalten Sie, indem Sie Daten zu ähnlichen, kürzlich verkauften Immobilien in der gleichen oder einer vergleichbaren Lage sammeln. Diese Daten können von Immobilienportalen, aus Immobilienanzeigen, von Maklern, aus Gutachten oder spezialisierten Datenbanken stammen.

Vergleichswertverfahren, Ertragswertverfahren oder Sachwertverfahren?

Die Wahl zwischen dem Vergleichswertverfahren, Ertragswertverfahren und Sachwertverfahren hängt von der Art der Immobilie und dem Zweck der Bewertung ab.

  • Das Vergleichswertverfahren eignet sich besonders für Wohnimmobilien, bei denen vergleichbare Verkaufsdaten vorhanden sind.
  • Das Ertragswertverfahren wird bevorzugt bei vermieteten Objekten oder Anlageimmobilien angewendet, bei denen der Wert hauptsächlich durch die Erträge bestimmt wird.
  • Das Sachwertverfahren kommt vor allem bei speziellen Immobilien zum Einsatz, bei denen weder Vergleichs- noch Ertragswerte aussagekräftig sind, wie bei einzigartigen Gebäuden oder bei sehr geringem Handelsvolumen.
Oliver S.
Oliver S. schreibt seit 15 Jahren über den Immobilienmarkt. Er ist auf Immobilien spezialisiert und betreibt seit 2012 einen professionellen Blog mit bislang über 1'000 Artikeln und etwa 1 Million Seitenaufrufen pro Jahr. Darüber hinaus hat er in den letzten Jahren 5 Bücher über Management und Führung veröffentlicht.