Anrechenbare Geschossfläche – AGF

Oliver S.
14.09.2023, 16:23
5 min

Anrechenbare Geschossflächen - AGF: was ist das?

Definition der anrechenbaren Geschossfläche

Die anrechenbare Geschossfläche (AGF) bezeichnet die Summe der Flächen aller Vollgeschosse eines Gebäudes, die für Wohn-, Arbeits-, Geschäfts- oder ähnliche Zwecke genutzt werden können. Sie bildet die Basis für verschiedene Berechnungen im Immobilienbereich, z. B. für die Ermittlung der zulässigen Bauvolumina oder für die Festlegung der Nutzungsdichte. Sie berücksichtigt nicht die Wandstärken oder technische Schächte, kann aber je nach Definition gewisse Nebenräume einbeziehen.

Herkunft und Anwendungsbereich

Der Begriff «anrechenbare Geschossfläche» hat seine Wurzeln in der städtebaulichen Planung und im Baurecht. In der Schweiz dient die AGF als ein zentrales Kriterium zur Steuerung der baulichen Entwicklung. Aufgrund der geografischen Besonderheiten der Schweiz, insbesondere der begrenzten bebaubaren Landfläche, wurde es notwendig, eine messbare Grösse zu etablieren, die die bauliche Dichte und das Volumen von Gebäuden standardisiert und reguliert. Im schweizerischen Immobilienbereich wird die AGF in verschiedenen Kontexten verwendet:

  • Städtebau und Raumplanung: Zur Bestimmung der zulässigen Bauvolumina in verschiedenen Zonen.
  • Bauanträge und Genehmigungen: Als Grundlage für die Beurteilung von Bauvorhaben hinsichtlich ihrer Zulässigkeit.
  • Immobilienbewertung: Als ein Faktor, der den Wert einer Immobilie beeinflussen kann.
  • Immobilienmarketing: Als Information für potenzielle Käufer oder Mieter über die Grösse und Nutzbarkeit eines Objekts.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die AGF an Bedeutung gewonnen, da die Raumplanung und das nachhaltige Bauen in der Schweiz immer zentralere Themen wurden. Das Konzept der anrechenbaren Geschossfläche ermöglicht eine harmonisierte und geregelte bauliche Entwicklung, die sowohl den Bedürfnissen der Bewohner als auch den Anforderungen des Umweltschutzes gerecht wird.

Berechnung

Die Berechnung der anrechenbaren Geschossfläche (AGF) variiert je nach den spezifischen Vorgaben der jeweiligen Gemeinde oder des Kantons. Im Allgemeinen setzt sich die AGF aus der Summe der Flächen aller Vollgeschosse eines Gebäudes zusammen, die für Wohn-, Arbeits-, Geschäfts- oder ähnliche Zwecke genutzt werden können. Folgende Grundsätze gelten meist für die Berechnung:

  1. Die Innenseiten der Aussenwände bilden die Grenze der zu berechnenden Fläche.
  2. Wandstärken, Säulen und technische Schächte innerhalb des Gebäudes werden nicht abgezogen.
  3. Abzüge können für nicht nutzbare Flächen vorgenommen werden, z. B. für vertikale Erschliessungsbereiche.
  4. Abgesehen von den Flächen des Erdgeschosses und anderer Vollgeschosse können gewisse Nebenräume (z. B. Keller, Dachböden) je nach Definition und Nutzung entweder voll, teilweise oder gar nicht angerechnet werden.

Relevante Gesetze und Verordnungen

Die Bestimmung und Verwendung der AGF wird durch verschiedene schweizerische Gesetze und Verordnungen geregelt:

  • Bundesgesetz über die Raumplanung (RPG): Dieses Gesetz legt die Grundlagen für die Raumordnung in der Schweiz fest und betont die Notwendigkeit einer geordneten und nachhaltigen Nutzung des Bodens.
  • Kantonale Bau- und Zonenordnungen (BZO): Die genauen Vorgaben zur Berechnung der AGF und ihre Anwendung variieren von Kanton zu Kanton. In den BZO werden die spezifischen Regeln und Kriterien für die Berechnung festgelegt.
  • Gemeindeordnungen: Innerhalb der kantonalen Vorgaben können Gemeinden eigene Regelungen und Definitionen für die AGF festlegen.

Abgrenzung zu ähnlichen Begriffen

  • Nutzfläche: Die Nutzfläche umfasst die Fläche, die für den eigentlichen Nutzungszweck eines Gebäudeteils zur Verfügung steht. Sie schliesst häufig Flure und Erschliessungsbereiche aus, ist also in der Regel kleiner als die AGF.
  • Wohnfläche: Die Wohnfläche bezeichnet spezifisch die Flächen des Erdgeschosses und anderer Geschosse von Wohnräumen. Hierbei werden z. B. Flure, Küchen, Bäder und Wohnzimmer berücksichtigt. Auch hier können je nach Definition Abstellräume oder Balkone unterschiedlich angerechnet werden.
  • Bruttogeschossfläche: Die Bruttogeschossfläche (BGF) bezeichnet die gesamte Fläche eines Geschosses inklusive der Wandstärken und technischer Räume. Sie ist in der Regel grösser als die AGF, da sie auch Flächen beinhaltet, die nicht direkt für Wohn- oder Arbeitszwecke nutzbar sind.

Die Unterscheidung zwischen diesen Begriffen ist wichtig, da sie in verschiedenen Kontexten des Immobilienwesens unterschiedliche Bedeutungen und Anwendungen haben.

Bedeutung für Immobilienprojekte

Die anrechenbare Geschossfläche (AGF) hat in verschiedenen Phasen von Immobilienprojekten eine zentrale Bedeutung:

  • Projektplanung: Bei der Entwicklung eines neuen Bauprojekts stellt die AGF eine Schlüsselgrösse dar, die bestimmt, wie viel Fläche überhaupt bebaut werden darf. Sie beeinflusst somit das gesamte Design und die Planung des Projekts.
  • Bauanträge und Genehmigungen: Bei der Einreichung von Bauanträgen muss die geplante AGF häufig nachgewiesen werden, um sicherzustellen, dass das Projekt den örtlichen Bauvorschriften entspricht.
  • Verkauf: Beim Verkauf einer Immobilie oder eines Teils davon kann die AGF als Verkaufsargument dienen, da sie potenziellen Käufern eine Vorstellung von der tatsächlich nutzbaren Fläche gibt.
  • Vermietung: In Mietverträgen kann die AGF als Grundlage zur Bestimmung der Mietfläche und damit des Mietpreises dienen.

Häufige Missverständnisse

  • Verwechslung mit der Bruttogeschossfläche: Viele Menschen nehmen fälschlicherweise an, dass die anrechenbare Geschossfläche und die Bruttogeschossfläche identisch sind. Die Bruttogeschossfläche beinhaltet jedoch zusätzliche Flächen wie Wandstärken von innen liegenden Mauern.
  • Nicht berücksichtigte Flächen: Es kann zu Unklarheiten kommen, welche Flächen genau in die AGF einfliessen, etwa, ob nur die Flächen des Erdgeschosses und anderer Vollgeschosse oder auch Keller oder Dachböden vollständig, teilweise oder gar nicht angerechnet werden.
  • Lokale Variationen: Die Definition und Berechnung der AGF kann von Kanton zu Kanton und sogar von Gemeinde zu Gemeinde variieren, was zu Verwirrung führen kann.
Quintessenz: Anrechenbare Geschossfläche
  • Die AGF beschreibt die Summe der Flächen aller nutzbaren Vollgeschosse eines Gebäudes.
  • Sie spielt eine zentrale Rolle in der Projektplanung und bei Bauanträgen.
  • Die AGF kann je nach Region in der Schweiz unterschiedlich definiert und berechnet werden.
  • Häufige Missverständnisse betreffen die Unterscheidung von anderen Flächenbegriffen und die genaue Berechnung.
  • Die AGF beeinflusst den Wert und die Vermarktung einer Immobilie massgeblich.

 

FAQ

Wann ist ein Untergeschoss anrechenbar?

Kurz: Ein Untergeschoss ist dann anrechenbar, wenn es überwiegend oberhalb der natürlichen Geländeoberfläche liegt und für Wohn-, Arbeits-, Geschäfts- oder ähnliche Zwecke nutzbar ist.

Ausführliche Antwort: Ob ein Untergeschoss als anrechenbare Geschossfläche gilt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ein entscheidender Faktor ist die Lage des Untergeschosses im Verhältnis zum natürlichen Geländeniveau. Wenn ein erheblicher Teil des Untergeschosses (z. B. mehr als die Hälfte seiner Höhe) über dem natürlichen Geländeniveau liegt, wird es häufig als anrechenbar betrachtet. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Nutzung des Untergeschosses. Räume, die für Wohn-, Arbeits- oder Geschäftszwecke ausgebaut und genutzt werden können, werden eher angerechnet als reine Lagerräume oder Technikräume. Die genauen Kriterien können jedoch von Kanton zu Kanton und von Gemeinde zu Gemeinde variieren, weshalb es wichtig ist, sich an die jeweiligen lokalen Vorschriften zu halten.

Was gehört zur Geschossflächenziffer?

Kurz: Die Geschossflächenziffer (GFZ) gibt das Verhältnis der gesamten Geschossfläche aller Vollgeschosse eines Gebäudes zur Grundstücksfläche an.

Ausführliche Antwort: Die Geschossflächenziffer (GFZ) ist ein Mass für die bauliche Nutzungsdichte eines Grundstücks. Sie berechnet sich, indem man die gesamte Geschossfläche (anrechenbare Fläche) aller Vollgeschosse eines Gebäudes nimmt und diese durch die Grösse des Grundstücks teilt. Hierbei werden alle Geschosse berücksichtigt, die überwiegend oberhalb der Geländeoberfläche liegen. Die GFZ gibt also an, wie viele Quadratmeter Geschossfläche pro Quadratmeter Grundstück zulässig oder vorhanden sind. Sie dient in der Stadt- und Raumplanung als Instrument zur Steuerung der baulichen Dichte.

Was bezeichnet die Geschossfläche in der Schweiz?

Kurz: In der Schweiz bezeichnet die Geschossfläche die gesamte Fläche eines Geschosses, einschliesslich der Innen- und Aussenwände, jedoch ohne technische Schächte und Installationen.

Ausführliche Antwort: Die Geschossfläche in der Schweiz bezieht sich auf die gesamte Fläche eines Geschosses, gemessen an den Innenkanten der Aussenwände. Dies schliesst alle Innenräume, Wände und festen Installationen mit ein. Von der Geschossfläche ausgenommen sind in der Regel technische Schächte, Liftschächte und ähnliche Installationen. Sie dient als Basis für verschiedene Berechnungen im Baurecht und in der Raumplanung, z. B. zur Ermittlung der anrechenbaren Geschossfläche oder der Geschossflächenziffer. Es ist wichtig, bei der Planung und Bewertung von Immobilienprojekten die genauen Vorgaben und Definitionen der jeweiligen kantonalen und kommunalen Regelungen zu berücksichtigen.

Oliver S.
Oliver S. schreibt seit 15 Jahren über den Immobilienmarkt. Er ist auf Immobilien spezialisiert und betreibt seit 2012 einen professionellen Blog mit bislang über 1'000 Artikeln und etwa 1 Million Seitenaufrufen pro Jahr. Darüber hinaus hat er in den letzten Jahren 5 Bücher über Management und Führung veröffentlicht.