Terminverkauf bei Immobilien

Oliver S.
29.07.2023, 09:39
6 min

Terminverkauf bei Immobilien: Was ist das?

Der Schweizer Immobilienmarkt bietet viele Möglichkeiten der Vertragsgestaltung für Käufer und Verkäufer. Neben den herkömmlichen Wegen wie dem «normalen» Direktkauf gibt es auch noch andere Modelle, wie den «Verkauf auf Zeit». Diese Art des Immobilienkaufs hat in der Schweiz eine lange Tradition und bietet eine interessante Alternative zur herkömmlichen Finanzierung. Der folgende Artikel erklärt die Besonderheiten und Vorteile dieser Methode, zeigt die Unterschiede zu anderen Modellen auf und beleuchtet sowohl die Perspektive des Käufers als auch die des Verkäufers. Dabei gehen wir auch auf häufig gestellte Fragen zum Thema ein.

Terminverkauf: Definition

Der Terminverkauf bei Immobilien ist ein spezielles Vertragsmodell, das Käufern und Verkäufern im Immobilienmarkt eine flexiblere Finanzierungsoption bietet. Dieser ermöglicht es einem Käufer, eine Immobilie zu erwerben, indem er zunächst nur eine Anzahlung leistet. Gemäss einem im Vorfeld festgelegten Zeitplan, wird der verbleibende Kaufpreis dann in monatlichen Raten an den Verkäufer gezahlt.

Diese Art des Kaufs ist besonders vorteilhaft für Käufer, die nicht in der Lage sind, den vollen Kaufpreis sofort zu bezahlen, und ermöglicht ihnen, trotzdem in die Immobilienwelt einzusteigen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der Terminverkauf sowohl für den Käufer als auch für den Verkäufer bestimmte Verpflichtungen mit sich bringt, die im Vertrag festgelegt werden.

Verschiedene Formen des Terminverkaufs bei Immobilien

Ein Terminverkauf bei Immobilien kann verschiedene Formen annehmen, abhängig von den spezifischen Vereinbarungen zwischen Käufer und Verkäufer. Diese unterscheiden sich hauptsächlich darin, wann und wie der Käufer die Immobilie nutzen kann.

1. Freier Terminverkauf

Bei einem freien Terminverkauf kann der Käufer die Immobilie ab dem Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung nutzen. Er übernimmt die Verantwortung für alle Kosten, die mit der Nutzung und dem Besitz der Immobilie verbunden sind, genau wie bei einem herkömmlichen Kauf. Das bedeutet, dass er alle laufenden Kosten wie Steuern, Versicherungen, Wartung und Reparaturen übernimmt.

2. Terminverkauf mit hinausgeschobenem Nutzungsrecht oder bewohnter/besetzter Terminverkauf

Bei dieser Form des Terminverkaufs bleibt der Verkäufer für einen vorher festgelegten Zeitraum in der Immobilie wohnhaft. Während dieser Zeit trägt der Käufer die Kosten, die mit dem Eigentum an der Immobilie verbunden sind, sowie die Grundsteuer. Die Kosten, die mit der Nutzung der Immobilie verbunden sind, wie Wasser, Gas, Elektrizität und Wohnsteuer, werden jedoch vom Verkäufer getragen.

Diese Flexibilität macht den Terminverkauf zu einer attraktiven Option für Käufer und Verkäufer, da er an die spezifischen Bedürfnisse und Umstände beider Parteien angepasst werden kann. Es ist jedoch wichtig, die Bedingungen des Vertrages sorgfältig zu prüfen und zu verstehen, bevor Sie sich darauf einlassen, um sicherzustellen, dass er den Erwartungen und Anforderungen beider Parteien entspricht.

Vertragsgestaltung bei einem Terminverkauf bei Immobilien: Eigentumsübertragung zu einem späteren Zeitpunkt

Für den Abschluss eines Vertrages für einen Terminverkauf bei Immobilien ist in der Schweiz ein beglaubigter Vertrag bei einem Notar erforderlich. Dies stellt sicher, dass beide Parteien vollständig über die Bedingungen des Vertrages und ihre jeweiligen Verpflichtungen informiert sind. Folgende Punkte werden in der Regel in einem solchen Vertrag festgelegt:

  1. Anzahlung: Der Betrag, den der Käufer zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des Vertrages zahlen muss. Dieser Betrag wird als «Bouquet» oder «Anzahlung» bezeichnet.
  2. Art des Terminverkaufs: Es muss festgelegt werden, ob es sich um einen freien Terminverkauf oder einen Terminverkauf mit hinausgeschobenem Nutzungsrecht handelt.
  3. Dauer der Ratenzahlungen: Die Dauer der monatlichen Ratenzahlungen muss festgelegt werden. In der Regel erstreckt sich diese Zahlungsperiode über 10 bis 20 Jahre.
  4. Restschuld: Der noch zu zahlende Betrag wird durch die Anzahl der Monate geteilt, um die monatliche Rate zu bestimmen.
  5. Zinssatz: Der Zinssatz, der auf den noch ausstehenden Betrag angewendet wird, kann bis zu 5 % betragen.
  6. Indexierung: Der Vertrag kann festlegen, dass die monatlichen Raten an einen Index gekoppelt sind. Dies bedeutet, dass im Falle einer Wertsteigerung der Immobilie auf dem Markt die monatlichen Raten entsprechend angepasst werden können, um sicherzustellen, dass der Verkäufer nicht benachteiligt wird.
  7. Auflösende Klauseln: Diese sind Bestandteil des Vertrages und bestimmen die Bedingungen, unter denen der Vertrag aufgelöst werden kann. In der Regel tritt eine Auflösung ein, wenn der Käufer seine monatlichen Raten nicht mehr bezahlen kann.

Diese Punkte werden während der Vertragsverhandlungen zwischen Käufer und Verkäufer diskutiert und vereinbart und dann im Vertrag festgehalten. Beide Parteien müssen den Vertrag unterzeichnen, damit er rechtskräftig wird. Es wird empfohlen, einen Immobilienanwalt oder erfahrenen Notar zu konsultieren, um sicherzustellen, dass alle Aspekte des Vertrages korrekt und fair sind.

Unterschiede zwischen Terminverkauf bei Immobilien und Verkauf auf Leibrente

Obwohl sowohl beim Terminverkauf als auch beim Verkauf auf Leibrente eine Rente über einen bestimmten Zeitraum gezahlt wird, gibt es einige wichtige Unterschiede zwischen den beiden:

  1. Vertragsdauer: Im Gegensatz zum Verkauf auf Leibrente kennt der Käufer beim Terminverkauf die genauen Bedingungen und die Dauer seiner Verpflichtung. Beim Verkauf auf Leibrente werden die Raten bis zum Tod des Verkäufers gezahlt. Hier basiert der Gesamtpreis der Rente auf der Lebenserwartung des Verkäufers, während beim Terminverkauf der Gesamtpreis auf dem Wert der Immobilie basiert.
  2. Steuern: Die Ratenzahlungen beim Verkauf auf Leibrente sind steuerpflichtig. Im Gegensatz dazu ermöglicht der Terminverkauf dem Verkäufer, steuerfreie monatliche Raten zu erhalten.
  3. Todesfall des Verkäufers: Beim Verkauf auf Leibrente endet die Zahlungsverpflichtung mit dem Tod des Verkäufers. Beim Terminverkauf hingegen ist der Käufer auch nach dem Tod des Verkäufers weiterhin zur Zahlung der Raten verpflichtet. Entsprechend den im Vertrag festgelegten Fristen kommen die Zahlungen dann den Erben des Verkäufers zugute.

Diese Unterschiede machen den Terminverkauf und den Verkauf auf Leibrente für verschiedene Situationen geeignet. Ein potenzieller Käufer sollte daher die genauen Bedingungen und die möglichen langfristigen Auswirkungen eines Terminverkaufs und eines Verkaufs auf Leibrente sorgfältig prüfen.

Vor- und Nachteile für den Käufer

Vorteile

  1. Ermöglicht Investitionen trotz begrenzter Kreditwürdigkeit: Der Terminverkauf ermöglicht es einem Käufer mit begrenzter Kreditwürdigkeit, eine Immobilieninvestition zu tätigen, ohne auf eine Bankfinanzierung zurückgreifen zu müssen.
  2. Keine Notwendigkeit einer Darlehensversicherung: Da kein Bankdarlehen erforderlich ist, muss der Käufer auch keine Darlehensversicherung abschliessen.
  3. Direkter Zugang zur Immobilie (bei freiem Terminverkauf): Der Käufer kann das Eigentum direkt nach Vertragsabschluss nutzen und bewohnen, bevor der vollständige Kaufpreis beglichen ist.
  4. Verhandelbarer Anzahlungsbetrag und Zahlungsfrist: Der Anzahlungsbetrag und die Frist für die Begleichung des restlichen Betrags können ausgehandelt werden und erstrecken sich in der Regel über 10 bis 20 Jahre.

Nachteile

  1. Beschränkter Zugang zur Immobilie (bei besetztem Terminverkauf): Wenn der Verkäufer die Immobilie weiterhin bewohnt, hat der Käufer keinen Zugang dazu, muss aber trotzdem die Eigentumskosten (wie die Grundsteuer) tragen.
  2. Risiko des Zahlungsverzugs: Wenn der Käufer mit seinen Zahlungen in Verzug gerät, kann der Verkäufer die Immobilie zurückerhalten und alle bisher geleisteten Zahlungen behalten.
  3. Fortsetzung der Zahlungen nach dem Tod des Verkäufers: Im Gegensatz zum Verkauf auf Leibrente muss der Käufer beim Terminverkauf weiterhin Zahlungen leisten, auch wenn der Verkäufer stirbt.

Vor- und Nachteile für den Verkäufer

Vorteile

  1. Steuervergünstigungen: Die vom Käufer geleisteten Zahlungen sind im Rahmen eines Terminverkaufs steuerfrei, wenn es sich um den Verkauf einer Haupt- oder Nebenresidenz handelt.
  2. Fortsetzung der Nutzung der Immobilie (bei besetztem Terminverkauf): Der Verkäufer kann die Immobilie weiterhin nutzen, während er die Zahlungen vom Käufer erhält.
  3. Fortsetzung der Zahlungen nach dem Tod: Anders als beim Verkauf auf Leibrente profitieren im Falle des Todes des Verkäufers seine Erben weiterhin von den Ratenzahlungen.

Nachteile

  1. Früher Auszug (bei freiem Terminverkauf): Bei einem freien Terminverkauf muss der Verkäufer die Immobilie vor dem vollständigen Erhalt des Kaufpreises verlassen.
  2. Zahlung über einen langen Zeitraum: Die gestaffelte Zahlung über einen Zeitraum von 10 bis 20 Jahren bedeutet, dass der Verkäufer nicht sofort den vollen Verkaufspreis erhält.
  3. Risiko des Zahlungsausfalls: Auch wenn die Immobilie in diesem Fall wieder in den Besitz des Verkäufers übergeht, kann der Zahlungsausfall durch den Käufer für den Verkäufer problematisch sein, wenn dieser dringend Liquidität benötigt, da er dann schnell einen neuen Käufer finden muss.
Quintessenz: Terminverkauf bei Immobilien
  • Der Terminverkauf bei Immobilien ist ein spezielles Vertragsmodell, das Käufern und Verkäufern im Immobilienmarkt eine flexiblere Finanzierungsoption bietet.
  • Es gibt den freien Terminverkauf oder den Terminverkauf mit hinausgeschobenem Nutzungsrecht.
  • Statt eines Terminverkaufs kommt manchmal auch ein Verkauf auf Leibrente infrage.

FAQ

Wann geht das Eigentum auf den Käufer über? (Eigentumsübertragung)

Beim Terminverkauf erfolgt die Eigentumsübertragung in der Regel bereits mit Unterzeichnung des Kaufvertrags auf den Käufer über, obwohl der Kaufpreis noch nicht vollständig bezahlt ist. Die genauen Bedingungen können jedoch von Vertrag zu Vertrag variieren.

Was ist bei einem Immobilienkaufvertrag zu beachten?

Ein Immobilienkaufvertrag sollte sorgfältig überprüft werden, um sicherzustellen, dass alle relevanten Details, einschliesslich Preis, Zahlungsbedingungen und -fristen, enthalten sind. Auch eventuelle Mängel oder Besonderheiten der Immobilie sollten im Vertrag festgehalten werden. Es ist empfehlenswert, einen Rechtsanwalt oder Notar hinzuzuziehen, um sicherzustellen, dass alle Aspekte rechtlich korrekt behandelt werden.

Wer erstellt den Kaufvertrag?

In der Regel wird der Immobilienkaufvertrag von einem Notar erstellt, der dabei die Interessen beider Parteien berücksichtigt. Es ist wichtig, dass sowohl Käufer als auch Verkäufer den Vertrag vor der Unterzeichnung sorgfältig prüfen.

Kann ein Terminverkauf vorzeitig abgeschlossen werden?

Ja, in der Regel können die Parteien vereinbaren, dass der Käufer den noch ausstehenden Betrag vorzeitig begleichen kann. Diese Option sollte im Kaufvertrag festgehalten werden.

Was passiert, wenn der Käufer während des Terminverkaufs stirbt?

Wenn der Käufer stirbt, bevor der vollständige Kaufpreis gezahlt wurde, sind seine Erben in der Regel verpflichtet, die noch ausstehenden Zahlungen zu leisten. Dies sollte ebenfalls im Kaufvertrag festgehalten werden.

Kann der Verkäufer die Immobilie während eines besetzten Terminverkaufs weiterverkaufen oder vermieten?

Nein, in der Regel kann der Verkäufer die Immobilie während eines besetzten Terminverkaufs nicht weiterverkaufen oder vermieten, da die Eigentumsübertragung auf den Käufer bereits stattgefunden hat.

Oliver S.
Oliver S. schreibt seit 15 Jahren über den Immobilienmarkt. Er ist auf Immobilien spezialisiert und betreibt seit 2012 einen professionellen Blog mit bislang über 1'000 Artikeln und etwa 1 Million Seitenaufrufen pro Jahr. Darüber hinaus hat er in den letzten Jahren 5 Bücher über Management und Führung veröffentlicht.