Angebot unter Vorbehalt

Oliver S.
21.11.2023, 14:10
5 min

Angebot unter Vorbehalt: was ist das?

Das Angebot (bei einer Immobilientransaktion) und dessen Relevanz

Ein Angebot im Kontext des Immobilienmarktes ist eine formelle Erklärung eines Verkäufers oder Dienstleisters, eine Leistung unter bestimmten Bedingungen zu erbringen. In der Schweiz ist es üblich, dass Angebote detaillierte Informationen über die Liegenschaft, den Preis und die Bedingungen enthalten. Ein klar definiertes Angebot schafft Transparenz und bildet die Grundlage für Verhandlungen zwischen Käufer und Verkäufer. Es ist entscheidend für die Startphase jeder Immobilientransaktion. Aber was ist ein Angebot unter Vorbehalt?

Rechtliche Bedeutung des Zusatzes »unter Vorbehalt«

Die rechtliche Bedeutung des Zusatzes »unter Vorbehalt« im Kontext von Verträgen und Angeboten, insbesondere im Immobilienbereich, ist vielschichtig und wichtig für das Verständnis der rechtlichen Beziehungen zwischen den beteiligten Parteien. Wir geben einen Überblick:

  1. Definition: »Unter Vorbehalt« bedeutet, dass eine Zustimmung oder eine andere rechtliche Handlung unter einer Einschränkung oder Bedingung erfolgt. Im Kontext von Angeboten bedeutet dies, dass der Anbieter sich bestimmte Rechte oder Änderungen vorbehält, die das Angebot beeinflussen können.
  2. Vertragsrechtliche Auswirkungen: Wenn ein Angebot den Zusatz »unter Vorbehalt« enthält, kann es bedeuten, dass der Anbieter das Recht behält, bestimmte Aspekte des Angebots zu ändern oder das Angebot vollständig zu widerrufen. Dies kann Preisänderungen, Verfügbarkeiten oder andere wesentliche Vertragsbedingungen umfassen.
  3. Flexibilität für den Anbieter: Diese Formulierung gibt dem Anbieter eine gewisse Flexibilität, um auf veränderte Umstände zu reagieren, zum Beispiel Schwankungen im Immobilienmarkt, Änderungen in der Verfügbarkeit der Immobilie oder neue Informationen, die die Eigenschaften der Immobilie betreffen.
  4. Risiken für den Empfänger: Für den Empfänger des Angebots, etwa den potenziellen Käufer einer Immobilie, kann ein unter Vorbehalt stehendes Angebot ein Risiko darstellen. Es besteht die Unsicherheit, dass das Angebot geändert oder zurückgezogen werden könnte, was die Planungssicherheit beeinträchtigt.
  5. Rechtliche Anerkennung: In vielen Rechtssystemen, einschliesslich dem der Schweiz, ist das Konzept eines unter Vorbehalt stehenden Angebots rechtlich anerkannt und hat spezifische Konsequenzen. Es ist wichtig, dass solche Vorbehalte klar und deutlich im Angebot formuliert werden, um Missverständnisse zu vermeiden und die rechtliche Gültigkeit zu gewährleisten.
  6. Bedeutung für Verhandlungen: In Verhandlungen kann ein Angebot unter Vorbehalt als Ausgangspunkt dienen, der signalisiert, dass der Anbieter offen für Änderungen oder weitere Diskussionen ist.

Im Kontext der Immobilienbranche ist das Verständnis der rechtlichen Bedeutung dieses Zusatzes essenziell, da es die Grundlage für den Beginn von Verhandlungen bildet und Auswirkungen auf die Entscheidungsfindung und Planung der beteiligten Parteien hat.

Pflichtangaben bei einem Angebot unter Vorbehalt

Bei einem Angebot unter Vorbehalt gibt es insbesondere im Immobilienmarkt bestimmte Pflichtangaben, die berücksichtigt werden sollten, um Rechtssicherheit und Transparenz zu gewährleisten. Diese beinhalten:

  1. Identifikation des Anbieters: Name und Kontaktinformationen des Anbieters oder der repräsentierenden Immobilienfirma.
  2. Beschreibung der Immobilie: eine genaue und detaillierte Beschreibung der Liegenschaft, einschliesslich der Lage, Grösse, Ausstattung und gegebenenfalls Fotos.
  3. Preisangabe: Der angebotene Preis sollte klar und unmissverständlich angegeben werden, einschliesslich aller Nebenkosten sowie anderer Gebühren, die anfallen könnten.
  4. Vorbehaltliche Bedingungen: Klare Definition der Bedingungen, unter denen das Angebot steht. Dies kann Einschränkungen bezüglich der Gültigkeitsdauer des Angebots, mögliche Änderungen des Preises oder andere wesentliche Faktoren umfassen. Oftmals wird hier auch eine Frist zur Beseitigung eines Mangels angegeben. 
  5. Gültigkeitsdauer des Angebots: Angabe darüber, in welchem Zeitraum das Angebot gültig ist und unter welchen Umständen es geändert oder zurückgezogen werden kann.
  6. Rechtliche Hinweise: Informationen über rechtliche Aspekte, wie Eigentumsverhältnisse, Lasten auf der Immobilie oder spezifische rechtliche Vorschriften, die für den Kauf oder Verkauf relevant sind.
  7. Widerrufs- oder Stornierungsrechte: Information über eventuelle Widerrufs- oder Stornierungsrechte, die sowohl dem Anbieter als auch dem potenziellen Käufer zustehen.
  8. Zahlungsbedingungen: Detaillierte Angaben zu den Zahlungsbedingungen, einschliesslich Anzahlung, Anspruch auf Rückzahlung, Fälligkeitstermine und Zahlungsmodalitäten.

Die Einhaltung dieser Pflichtangaben in einem Angebot unter Vorbehalt stellt sicher, dass alle Parteien über die wesentlichen Aspekte und Bedingungen des Angebots vollständig informiert sind, und trägt zu einer transparenten und vertrauenswürdigen Geschäftsbeziehung bei.

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Schriftliches Angebot

Ob ein Angebot unter Vorbehalt oder ein unverbindliches Angebot – sie sollten ein solches stets schriftlich abgeben. Das macht das Angebot im Fall des Angebots unter Vorbehalt bindend und im Falle des unverbindlichen Angebots glaubwürdiger.

»Zahlung unter Vorbehalt« – Einfluss und Auswirkungen

»Zahlung unter Vorbehalt« bedeutet, dass ein Käufer in der Schweiz eine Zahlung leistet, sich dabei aber das Recht vorbehält, diese später anzufechten oder zurückzufordern. Diese Praxis wird oft angewandt, wenn Unsicherheiten bezüglich der Rechtmässigkeit oder der Höhe der Forderung bestehen.

Sie ermöglicht es dem Zahler, seine Verpflichtungen zu erfüllen, während er gleichzeitig seine Rechte schützt. Dies kann jedoch rechtliche Komplexitäten mit sich bringen und sollte sorgfältig abgewogen werden, da auch nicht immer ein Anspruch auf Rückzahlung besteht. In solchen Fällen sollten Sie daher stets einen versierten Anwalt oder Notar hinzuziehen. 

Unverbindliches vs. verbindliches Angebot

Ein unverbindliches Angebot in der Schweizer Immobilienbranche impliziert, dass der Anbieter nicht rechtlich an das Angebot gebunden ist. Das Angebot dient hierbei als Ausgangspunkt für Verhandlungen und kann ohne rechtliche Konsequenzen modifiziert oder zurückgezogen werden, auch, wenn es als schriftliches Angebot abgegeben wurde. Bei der Abgabe eines solchen Angebots erfolgt also keine Anerkennung einer Rechtspflicht.

Im Gegensatz dazu ist ein verbindliches Angebot rechtlich bindend, sobald der Empfänger es annimmt. Es schafft Rechtssicherheit für beide Parteien und wird oft bei konkreten Kaufabsichten verwendet. 

Ein unverbindliches Angebot ist nicht gleichzusetzen mit einem Angebot unter Vorbehalt. Ein unverbindliches Angebot wird meist formlos übergeben, während ein Angebot unter Vorbehalt im Rahmen seiner Bedeutung bereits einen juristischen Akt darstellt. 

Quintessenz: Bedeutung des Zusatzes «Angebot unter Vorbehalt»
  • »Angebot unter Vorbehalt« ist änderbar, schützt Anbieter.
  • »Zahlung unter Vorbehalt« sichert Rechte des Zahlers.
  • »Unverbindliches Angebot« nicht rechtlich bindend.
  • Pflichtangaben in Angeboten gewährleisten Transparenz, Rechtssicherheit.

 

FAQ

Was bedeutet der Begriff bzw. Zusatz »unter Vorbehalt«?

»Unter Vorbehalt« bedeutet, dass eine Zustimmung oder Vereinbarung mit Einschränkungen oder Bedingungen verbunden ist. Im Geschäftskontext deutet es an, dass Änderungen oder ein Widerruf möglich sind.

Wie lange gilt ein Angebot unter Vorbehalt?

Die Gültigkeitsdauer von Angeboten unter Vorbehalt hängt von den spezifischen Bedingungen des Angebots oder der Vereinbarung ab. Es gibt keine allgemeingültige Zeitdauer, insofern muss diese individuell festgelegt werden.

Wann sagt man »unter Vorbehalt«?

Der Zusatz wird verwendet, wenn jemand einer Sache zustimmt, sich aber das Recht vorbehält, seine Meinung zu ändern oder bestimmte Aspekte anzufechten, meist aufgrund unvollständiger Informationen oder unsicherer Umstände.

Was ist ein Vorbehalt rechtlich gesehen?

Ein Vorbehalt ist eine Bedingung in einem Vertrag oder Angebot, die dem Erklärenden das Recht gibt, seine Zustimmung zu ändern oder zurückzuziehen, oft abhängig von bestimmten Entwicklungen oder Zusatzinformationen.

Wie lange ist ein Angebot gültig?

Die Gültigkeitsdauer eines Angebots hängt von den im Angebot festgelegten Bedingungen ab. Ohne spezifische Angabe gilt ein Angebot für eine Zeit, die je nach der Art des Geschäfts und den Marktbedingungen variiert.

Oliver S.
Oliver S. schreibt seit 15 Jahren über den Immobilienmarkt. Er ist auf Immobilien spezialisiert und betreibt seit 2012 einen professionellen Blog mit bislang über 1'000 Artikeln und etwa 1 Million Seitenaufrufen pro Jahr. Darüber hinaus hat er in den letzten Jahren 5 Bücher über Management und Führung veröffentlicht.