SIA 116 oder SIA 416: Definition & Unterschiede

Oliver S.
05.10.2023, 15:31
3 min

SIA 416 und SIA 116: was ist das?

Die SIA-Normen 416 und 116 sind ein zentraler Bestandteil des schweizerischen Bau- und Immobilienwesens. Entwickelt vom Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein, setzen sie Standards für die Planung, Ausführung und den Betrieb von Bauwerken. Sie bilden somit das Rückgrat für Qualität, Sicherheit und Nachhaltigkeit im Bauwesen und bieten sowohl Experten als auch Laien einen klaren Rahmen für Bauprojekte.

Kubische Berechnung: SIA 416 vs. SIA 116

Bereits 1952 wurde mit der SIA-Norm 116 ein erstes Regelwerk für die kubische Berechnung im Bauwesen festgelegt. Fast ein halbes Jahrhundert später, 2003, erschien die überarbeitete SIA-Norm 416. Während die SIA 116 noch umständliche Zuschläge, beispielsweise für Dächer, beinhaltete, legt die SIA 416 den Fokus auf die direkte Erfassung des effektiven Gebäudevolumens.

Dieses wird dann mit dem Kennwert des Kubikmeterpreises multipliziert, welcher die reinen Baukosten ohne Umgebung und Nebenkosten darstellt. Die Umstellung hatte das Ziel, die Verständlichkeit und Anwendbarkeit für Nichtbaufachleute zu erhöhen. Trotzdem nutzen viele Fachleute noch heute Kennzahlen nach der veralteten SIA 116.

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Flächenberechnungen gemäss SIA-Norm 416

Die SIA-Norm 416 unterteilt Flächenberechnungen in drei Hauptgruppen: Grundstücksfläche, Geschossfläche und Aussengeschossfläche. Die Geschossfläche inklusive der Aussenwandkonstruktionen dient als Bezugsgrösse, beispielsweise für den Zürcher Wohnbaukostenindex.

Die Wohnfläche hingegen definiert den Raum innerhalb der Aussenmauern und berücksichtigt das Bad, WC sowie Innenwände. Sie stellt die Basis für die Mietpreisberechnung dar und ist in Immobilienanzeigen weitverbreitet. Die klare Struktur der Flächenberechnungen in der SIA 416 ermöglicht den direkten Vergleich verschiedener Bauobjekte und bietet Transparenz in der Immobilienwelt.

Kubikmeterpreis und seine Anwendung

Der Kubikmeterpreis, oft auch als Baukosten pro Kubikmeter bezeichnet, dient als Kennzahl zur Einschätzung der Baukosten für ein Gebäude. Einfach ausgedrückt gibt er an, wie viel ein Kubikmeter Bauvolumen in etwa kostet. Für Laien: Stellen Sie sich vor, Sie füllen ein Gebäude mit Würfeln von einem Kubikmeter Grösse und ermitteln dann den Preis eines solchen Würfels. 

Diese Methode wird insbesondere für Grobkostenschätzungen verwendet, um frühzeitig ein Gefühl für das Budget zu bekommen. Es gibt jedoch Grenzen bei der Kostengenauigkeit, da der Kubikmeterpreis von vielen Faktoren abhängt, wie Materialien, Standort und Komplexität des Designs. Deshalb ist es wichtig, zu verstehen, dass diese Methode nur eine grobe Schätzung bietet und sich die tatsächlichen Kosten im Verlauf des Projekts ändern können.

Herausforderungen und Schwierigkeiten

Das Hauptproblem bei der Verwendung des Kubikmeterpreises liegt in den unterschiedlichen Erfahrungswerten und Anwendungen zwischen Fachleuten. Während ein Architekt vielleicht den Kubikmeterpreis aus Projekten der Vergangenheit kennt, könnte ein Bankfachmann ihn aus einer ganz anderen Perspektive betrachten.

Diese Unterschiede können zu Missverständnissen und sogar zu finanziellen Diskrepanzen führen. Ein weiteres Risiko besteht darin, verschiedene Berechnungsgrundlagen zu verwenden. Die Anwendung unterschiedlicher SIA-Normen, also SIA 416 und SIA 116, kann zu erheblichen Abweichungen führen, die letztlich Budgetüberschreitungen verursachen können.

Kostenrichtwerte und ihre Bedeutung

Kostenrichtwerte spielen eine entscheidende Rolle in der Planungsphase eines Bauprojekts. Sie bieten eine Orientierungshilfe, indem sie Durchschnittswerte für bestimmte Bauleistungen darstellen. Einflussfaktoren auf diese Werte sind regionale Unterschiede, aktuelle Marktpreise oder technologische Entwicklungen. Sie dienen als Richtschnur, um Budgets zu setzen, Prioritäten zu bestimmen und mögliche Kostentreiber zu identifizieren. Es ist jedoch wichtig, sie als Anhaltspunkte und nicht als absolute Werte zu betrachten, da jedes Projekt seine eigenen spezifischen Anforderungen und Herausforderungen hat.

Zeitpunkt der Baueingabe: Genauigkeit und Herausforderungen

Zum Zeitpunkt der Baueingabe ist eine hohe Kostengenauigkeit unerlässlich, um unvorhergesehene Mehrkosten und Projektverzögerungen zu vermeiden. Bauherren wird empfohlen, mit Fachleuten zusammenzuarbeiten, um realistische Kostenprognosen zu erstellen und eine gründliche Überprüfung der Budgets vorzunehmen.

SIA 416 oder SIA 116: Die Quintessenz

 

  • SIA-Normen sind Richtlinien für das Schweizer Bau- und Immobilienwesen.
  • Unterschiede zwischen SIA 116 (1952) und der neuen Norm SIA 416 (2003) betreffen v. a. die Kubik- und Flächenberechnungen.
  • Der Kubikmeterpreis dient zur groben Einschätzung der Baukosten.
  • Unterschiedliche Berechnungsgrundlagen können zu finanziellen Diskrepanzen führen.
  • Zum Zeitpunkt der Baueingabe ist eine genaue Kostenvorhersage entscheidend, um Risiken zu minimieren.

FAQ

Was sind SIA-Normen und warum sind sie wichtig?

SIA-Normen sind ein Set von Richtlinien und Standards, die im Schweizer Bau- und Immobilienwesen verwendet werden. Sie sorgen für Konsistenz und Qualität in der Planung, Ausführung und Bewertung von Bauprojekten.

Was ist der Unterschied zwischen SIA 116 und SIA 416 bei Kubik- und Flächenberechnungen?

SIA 116 wurde 1952 eingeführt und hat einen anderen Ansatz bei Kubikberechnungen im Vergleich zu SIA 416 aus dem Jahr 2003. SIA 416 legt besonderen Wert auf Flächenberechnungen und unterteilt diese in drei Hauptgruppen: Grundstücksfläche, Geschossfläche und Aussengeschossfläche.

Warum ist die Kostengenauigkeit zum Zeitpunkt der Baueingabe so entscheidend?

Eine genaue Kostenprognose zum Zeitpunkt der Baueingabe verhindert unvorhergesehene Mehrkosten und Projektverzögerungen. Sie ermöglicht es Bauherren und Investoren, fundierte Entscheidungen zu treffen und stellt sicher, dass das Projekt innerhalb des Budgets und des Zeitplans bleibt.

Oliver S.
Oliver S. schreibt seit 15 Jahren über den Immobilienmarkt. Er ist auf Immobilien spezialisiert und betreibt seit 2012 einen professionellen Blog mit bislang über 1'000 Artikeln und etwa 1 Million Seitenaufrufen pro Jahr. Darüber hinaus hat er in den letzten Jahren 5 Bücher über Management und Führung veröffentlicht.