Nebenkostenabrechnung in der Schweiz
Alles, was man dazu wissen muss

Nebenkostenabrechnung in der Schweiz

Oliver S.
10.09.2024
6 min

Nebenkostenabrechnung in der Schweiz: Was ist das?

Was sind Nebenkosten?

Nebenkosten sind Ausgaben, die zusätzlich zur Nettomiete für den Gebrauch der gemieteten Wohnung oder des Hauses anfallen. Die Nebenkostenabrechnung in der Schweiz umfasst in der Regel Kosten für Heizung, Wasser, Abwasser, Hauswartung, Versicherungen, allgemeine Stromkosten sowie Abgaben für Müllentsorgung und gemeinschaftliche Anlagen.

In der Schweiz ist im Mietrecht (Art. 257a OR) geregelt, dass der Vermieter nur die Nebenkosten in Rechnung stellen darf, die vertraglich vereinbart und ausdrücklich aufgeführt sind. Fehlt eine entsprechende Vereinbarung, gelten alle Betriebskosten als im Nettomietzins inbegriffen.

Nebenkostenabrechnung in der Schweiz: Vorlage und Beispiele

In der Schweiz ist die Nebenkostenabrechnung ein Dokument, das detailliert aufzeigt, welche Ausgaben ein Vermieter an den Mieter weitergeben darf. Für eine korrekte Nebenkostenabrechnung ist es wichtig, dass der Vermieter eine transparente und vollständige Auflistung aller angefallenen Kosten bereitstellt. Zu den typischen Positionen gehören Heizkosten, Warmwasser, Hauswartung, Reinigungsdienste, Versicherungen sowie die Gebühren für TV und Internet in Gemeinschaftsanlagen.

Vorlagen für die Nebenkostenabrechnung sind nützlich, um eine standardisierte und rechtlich einwandfreie Abrechnung zu erstellen. Diese Vorlagen enthalten in der Regel Spalten für die einzelnen Kostenarten, deren Verteilungsschlüssel und die anteiligen Beträge, die jeder Mieter zu zahlen hat. Der Mieter hat ein Recht auf Einsicht in die Belege, um die abgerechneten Kosten zu prüfen. Daher sollte der Vermieter die Abrechnung sorgfältig und genau vorbereiten.

Der Verteilerschlüssel bei der Nebenkostenabrechnung in der Schweiz

Der Verteilerschlüssel ist das System, nach dem die Nebenkosten auf die Mieter verteilt werden. In der Schweiz gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Verteilerschlüssel festzulegen:

  • Nach Wohnfläche: Die Kosten werden entsprechend der Quadratmeterzahl der jeweiligen Wohnung verteilt.
  • Nach Anzahl der Personen: Hierbei werden die Nebenkosten nach der Anzahl der Personen, die in der Wohnung leben, aufgeteilt.
  • Nach Verbrauch: Diese Methode wird vor allem bei Heizkosten angewendet, wobei der tatsächliche Verbrauch des Mieters berücksichtigt wird.

Der verwendete Verteilerschlüssel muss im Mietvertrag klar definiert sein und sollte gerecht und nachvollziehbar sein. Bei Unklarheiten hat der Mieter das Recht, eine Erläuterung des Verteilerschlüssels zu verlangen.

Heizkostenabrechnung

Die Heizkostenabrechnung ist ein wesentlicher Bestandteil der Nebenkostenabrechnung in der Schweiz. Sie umfasst alle Ausgaben, die durch die Beheizung der Immobilie entstehen, einschliesslich der Kosten für Brennstoffe (Öl, Gas, Fernwärme), die Wartung der Heizungsanlage sowie notwendige Reparaturen.

Die Abrechnung kann auf zwei Arten erfolgen:

  1. Verbrauchsabhängige Abrechnung: Hierbei wird der genaue Verbrauch des Mieters berücksichtigt, was durch Heizkostenverteiler, Wärmemengenzähler oder individuelle Zähler ermittelt wird. Diese Methode entspricht dem Prinzip, dass jeder Mieter für den eigenen Verbrauch zahlt.
  2. Pauschale Abrechnung: Bei dieser Variante wird ein fester Betrag, unabhängig vom tatsächlichen Verbrauch, berechnet. Sie eignet sich für Gebäude ohne separate Verbrauchszähler.

Laut Mietrecht muss die Abrechnung klar und nachvollziehbar sein. Der Mieter hat das Recht, Einsicht in die Abrechnungsunterlagen zu nehmen.

Betriebskosten in der Nebenkostenabrechnung

Betriebskosten sind regelmäßige Kosten, die dem Vermieter für den Betrieb und Unterhalt der Immobilie entstehen und gemäss Mietvertrag auf die Mieter umgelegt werden können. In der Schweiz gehören zu den typischen Betriebskosten beispielsweise:

  • Allgemeine Stromkosten (z. B. für die Treppenhausbeleuchtung)
  • Kosten für die Hauswartung und Gartenpflege
  • Gebühren für die Abfallentsorgung
  • Versicherungen (z. B. Gebäudeversicherung, Haftpflichtversicherung)
  • Kosten für Wasser und Abwasser

Es ist wichtig, dass die Betriebskosten im Mietvertrag ausdrücklich aufgeführt sind. Ohne klare Vereinbarung gelten sie als im Nettomietzins enthalten. Die Verteilung der Betriebskosten erfolgt oft nach dem Verhältnis der Wohnfläche oder der Anzahl der Personen, wobei der Verteilerschlüssel klar definiert sein muss.

Realadvisor Kostenlose Immobilienbewertung

Heiz- und Nebenkostenabrechnung: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Die Heiz- und Nebenkostenabrechnung sind zwei unterschiedliche, aber eng miteinander verbundene Abrechnungen.

  • Gemeinsamkeiten: Beide Abrechnungen beinhalten Kosten, die zusätzlich zur Nettomiete anfallen und gemäss Mietvertrag vom Mieter getragen werden müssen. Zudem sind sie Teil der jährlichen Gesamtabrechnung, die der Vermieter dem Mieter vorlegt.
  • Unterschiede: Die Heizkostenabrechnung bezieht sich ausschliesslich auf die Ausgaben für Heizung und Warmwasser, während die Nebenkostenabrechnung alle anderen Betriebskosten, wie Hauswartung, Wasser, Abwasser, Müllentsorgung und Versicherungen, abdeckt. Bei der Heizkostenabrechnung erfolgt die Abrechnung oft verbrauchsabhängig, wohingegen die Nebenkosten oft pauschal oder nach einem Verteilerschlüssel gelten.

Es ist wichtig, dass beide Abrechnungen transparent und nachvollziehbar gestaltet werden.

Verwaltungskosten in der Nebenkostenabrechnung in der Schweiz

Verwaltungskosten sind in der Schweiz nicht automatisch Bestandteil der Nebenkosten. Das Mietrecht sieht vor, dass der Vermieter Verwaltungskosten nur dann auf den Mieter umlegen darf, wenn dies ausdrücklich im Mietvertrag vereinbart wurde. Zu den Verwaltungskosten zählen etwa Ausgaben für die Abrechnungserstellung, Korrespondenz mit Mietern oder Kosten für die Organisation von Dienstleistungen.

In der Regel sollten die Verwaltungskosten einen angemessenen Anteil an den gesamten Nebenkosten ausmachen und transparent ausgewiesen werden. Fehlt eine klare Vereinbarung, darf der Vermieter diese Kosten nicht separat abrechnen.

Frist für die Nebenkostenabrechnung in der Schweiz

In der Schweiz sind Vermieter gesetzlich dazu verpflichtet, die Nebenkostenabrechnung innerhalb eines angemessenen Zeitraums zu erstellen. Nach dem Mietrecht sollte die Abrechnung in der Regel innerhalb von fünf Jahren nach Ablauf der Abrechnungsperiode vorgelegt werden. Allerdings ist es üblich und empfehlenswert, die Nebenkostenabrechnung dem Mieter spätestens innerhalb von sechs Monaten nach Ende der Abrechnungsperiode zuzustellen. Eine zu späte Abrechnung kann dazu führen, dass der Anspruch des Vermieters auf Nachzahlungen verfällt.

Der Mieter hat nach Erhalt der Abrechnung eine angemessene Frist, um die Abrechnung zu prüfen und gegebenenfalls Einwände zu erheben.

Unser Lesetipp:

Wie man eine vermietete Wohnung oder ein vermietetes Haus verkaufen kann

Der Mieter ist zwar nicht Eigentümer der Immobilie, doch er hat das Recht,
in dem Haus oder der Wohnung zu leben. Das muss bei einem Verkauf berücksichtigt werden.

Nebenkostenabrechnung prüfen

Mieter haben das Recht, ihre Nebenkostenabrechnung auf Richtigkeit zu prüfen. Bei Unklarheiten oder Unstimmigkeiten sollte der Mieter Einsicht in die Originalbelege verlangen können. Die Abrechnung muss transparent und detailliert sein, damit jede Position nachvollziehbar ist.

Folgende Punkte sollten bei der Prüfung besonders beachtet werden:

  • Verteilung der Kosten: Stimmen der Verteilerschlüssel und die Anteile, die auf den Mieter entfallen?
  • Angemessene Kosten: Wurden nur die vertraglich vereinbarten und zulässigen Nebenkosten abgerechnet?
  • Akontozahlungen: Wurden alle geleisteten Akontozahlungen korrekt berücksichtigt?

Sollten Unregelmässigkeiten festgestellt werden, kann der Mieter schriftlich Einspruch einlegen und bei Bedarf den Mieterverband Schweiz zur Unterstützung hinzuziehen.

Wenn der Mieter die Nebenkostenabrechnung nicht zahlt

Zahlt der Mieter die Nebenkostenabrechnung nicht, kann der Vermieter rechtliche Schritte einleiten. Zunächst sollte der Vermieter den Mieter schriftlich an die Zahlung erinnern und eine angemessene Frist setzen. Bleibt die Zahlung weiterhin aus, kann der Vermieter ein Betreibungsverfahren einleiten, um die ausstehenden Beträge einzufordern. Es ist wichtig, dass der Vermieter alle erforderlichen Nachweise (z. B. Akontozahlungen und Abrechnungen) bereithält, um seine Forderungen belegen zu können.

Mietrecht: Rolle des Mieterverbandes Schweiz bei der Nebenkostenabrechnung

Der Mieterverband Schweiz bietet Unterstützung für Mieter bei Fragen und Problemen rund um die Nebenkostenabrechnung. Er hilft bei der Überprüfung der Abrechnung, informiert über gesetzliche Regelungen und unterstützt bei rechtlichen Auseinandersetzungen mit dem Vermieter. Mitglieder des Mieterverbandes erhalten zudem Musterbriefe und rechtliche Beratung, um ihre Ansprüche geltend zu machen.

Quintessenz: Nebenkostenabrechnung in der Schweiz
  • Nebenkosten: Zusätzliche Ausgaben zur Nettomiete umfassen Heizung, Wasser, Strom, Hauswartung, Müllentsorgung etc.
  • Verteilerschlüssel: Kosten werden nach Wohnfläche, Anzahl der Personen oder Verbrauch auf Mieter verteilt.
  • Heizkosten: Verbrauchsabhängig oder pauschal, enthalten Brennstoffkosten, Wartung und Reparaturen.
  • Mietrecht: Der Vermieter darf nur vertraglich vereinbarte Nebenkosten in Rechnung stellen; klare Vereinbarungen sind notwendig.
  • Mieterverband Schweiz: Unterstützt Mieter bei Nebenkostenfragen, bietet Beratung und rechtliche Hilfe.

FAQ

Wann muss die Nebenkostenabrechnung in der Schweiz vorliegen?

Die Nebenkostenabrechnung sollte in der Regel innerhalb von sechs Monaten nach Ablauf der Abrechnungsperiode vorliegen. Gesetzlich beträgt die Frist jedoch maximal fünf Jahre.

Was beinhalten Nebenkosten in der Schweiz?

Nebenkosten umfassen Ausgaben für Heizung, Wasser, Abwasser, Hauswartung, Gartenpflege, Versicherungen, Strom für Gemeinschaftsbereiche, Müllentsorgung und weitere Betriebskosten, die im Mietvertrag festgelegt sind.

Wie sieht eine korrekte Nebenkostenabrechnung aus?

Eine korrekte Nebenkostenabrechnung ist transparent, detailliert und enthält eine klare Auflistung aller angefallenen Kosten. Zudem muss sie den Verteilerschlüssel, die geleisteten Akontozahlungen und den offenen Betrag ausweisen.

Wie viele Nebenkosten sind normal in der Schweiz?

Die Höhe der Nebenkosten variiert je nach Region, Gebäudeart und Verbrauch. Im Durchschnitt betragen sie etwa 10–20 % des Nettomietzinses.

Was sind Nebenkosten?

Nebenkosten sind zusätzliche Kosten zum Nettomietzins, die für den Betrieb und Unterhalt der Immobilie anfallen. Sie umfassen Ausgaben für Heizung, Wasser, Strom, Hauswartung und andere laufende Kosten.

Wann kommt die Nebenkostenabrechnung in der Schweiz?

Die Nebenkostenabrechnung wird in der Regel einmal jährlich vom Vermieter erstellt und an den Mieter übermittelt, meist nach Ende des Abrechnungsjahres.

Wann verjährt eine Nebenkostenabrechnung in der Schweiz?

Eine Nebenkostenabrechnung verjährt in der Schweiz nach fünf Jahren ab dem Ende des betreffenden Abrechnungsjahres gemäss Art. 128 OR.

Oliver S.
Oliver S. schreibt seit 15 Jahren über den Immobilienmarkt. Er ist auf Immobilien spezialisiert und betreibt seit 2012 einen professionellen Blog mit bislang über 1'000 Artikeln und etwa 1 Million Seitenaufrufen pro Jahr. Darüber hinaus hat er in den letzten Jahren 5 Bücher über Management und Führung veröffentlicht.