Wie viel ist mein Zuhause wert?
Kostenlose Immobilienbewertung Online in 3 Minuten

Solidarhaftung im Mietvertrag: Rechte & Pflichten

Oliver S.
07.03.2025
6 min
Inhaltsverzeichnis

Die Solidarhaftung im Mietvertrag ist eine häufige Regelung, die vor allem bei Wohngemeinschaften, Paaren oder Familien Anwendung findet. Dabei haften alle Mieter gemeinsam für die gesamte Miete und sämtliche Verpflichtungen aus dem Mietverhältnis. Das bedeutet, dass der Vermieter von jedem einzelnen Mieter die vollständige Mietzahlung einfordern kann, auch wenn ein Mitmieter zahlungsunfähig ist.

Diese Regelung bietet Vermietern eine grössere Sicherheit, kann für Mieter jedoch mit Risiken verbunden sein. Besonders problematisch wird es, wenn ein Mitmieter (Kumpel, Freund, Freundin, Mitstudent) auszieht oder nicht mehr zahlungsfähig ist, da die verbleibenden Mieter weiterhin für die gesamte Miete haften. Zudem kann die Entlassung als Solidarmieter schwierig sein, wenn der Vermieter nicht zustimmt.

In diesem Artikel erfahren Sie, was die Solidarhaftung im Mietvertrag bedeutet, welche Rechte und Pflichten Solidarmieter haben und welche Möglichkeiten es gibt, aus der Solidarhaftung entlassen zu werden.

Was bedeutet Solidarhaftung im Mietvertrag in der Schweiz?

Die Solidarhaftung bedeutet, dass mehrere Mieter gemeinsam einen Mietvertrag (Link mit PDF-Vorlage zum Download) unterzeichnen und für sämtliche Verpflichtungen aus dem Mietverhältnis haften. Dies wird auch als Solidarmiete bezeichnet.

Solidarhaftung im Vertrag: rechtliche Grundlagen

In der Schweiz ist die Solidarhaftung gesetzlich geregelt. Wenn ein Mietvertrag von mehreren Personen unterschrieben wird, haften diese gesamtschuldnerisch. Der Vermieter kann also von jedem einzelnen Mieter die komplette Mietzahlung verlangen, wenn ein anderer Mieter nicht zahlt.

Unterschied zwischen Einzel- und Solidarmiete

  • Einzelmietvertrag: Jede Person hat ihren eigenen Mietvertrag und haftet nur für ihren Anteil an der Miete.
  • Solidarmietvertrag: Alle Mieter haften gemeinsam und einzeln für die gesamte Miete und mögliche Schäden an der Wohnung.

Auswirkungen auf die Zahlungspflicht

  • Jeder Solidarmieter kann zur Zahlung der gesamten Miete verpflichtet werden.
  • Der Vermieter kann sich an jeden Mieter wenden, wenn Zahlungen ausbleiben oder andere Forderungen aus dem Mietverhältnis bestehen.
  • Strebt ein Mieter die Kündigung des Mietvertrags an und zieht aus, bleibt die Solidarhaftung bestehen, sofern der Vermieter oder die Verwaltung in seinem Namen keinen neuen Vertrag aufsetzt.

Solidarmieter: Rechte und Pflichten

Ein Mietvertrag mit Solidarhaftung bringt dieselben Rechte und Pflichten für alle beteiligten Mieter mit sich. Während Vermieter durch diese Regelung abgesichert sind, müssen sich Mieter der finanziellen und rechtlichen Konsequenzen bewusst sein.

Alle Mieter haften für die gesamte Miete

Sobald mehrere Personen einen Mietvertrag unterzeichnen, haften sie gesamtschuldnerisch, haben aber auch die gleichen Rechte. Das bedeutet:

  • Jeder Mieter kann vom Vermieter zur Zahlung der gesamten Miete aufgefordert werden, auch wenn die anderen nicht zahlen.
  • Falls ein Mieter auszieht, bleiben die anderen weiterhin voll haftbar.
  • Unabhängig davon, wer die Miete überweist, hat der Vermieter das Recht, den Gesamtbetrag von jedem einzelnen Mieter einzufordern.

Diese Regelung schützt den Vermieter vor Zahlungsausfällen, bedeutet aber für die Mieter ein finanzielles Risiko, insbesondere wenn ein Mitmieter zahlungsunfähig wird oder eine Kündigung des Mietvertrags anstrebt.

Kündigung des Mietvertrags: Was passiert bei einem Auszug?

Ein einzelner Mieter kann nicht eigenständig aus einem Solidarmietvertrag aussteigen, ohne dass der Vermieter zustimmt oder eine vertragliche Regelung dafür vorgesehen ist. Das bedeutet:

  • Die Kündigung des Mietvertrags muss durch alle Solidarmieter gemeinsam erfolgen.
  • Falls ein Mieter ausziehen möchte, muss mit dem Vermieter eine Einigung über eine Vertragsänderung oder eine Ersatzperson gefunden werden.
  • Ohne Zustimmung des Vermieters bleibt der ausgezogene Mieter weiterhin haftbar, auch wenn er die Wohnung nicht mehr bewohnt.
  • Problematisch ist immer die Mietkaution und viele weitere Fragen, die sich im Zusammenhang ergeben. Im schlimmsten Fall muss die Vermieterschaft um die Auflösung des Vertrags und um die Ausstellung eines neuen Mietvertrags gebeten werden. 

Solidarmiete und Bürgschaft der Miete: Welche Absicherungen gibt es?

In manchen Fällen wird zusätzlich zur Solidarhaftung eine Bürgschaft (Link mit PDF-Vorlage) verlangt. Etwa dann, wenn einer der Mieter nur über ein geringes Einkommen verfügt. Eine Mietbürgschaft bedeutet, dass eine dritte Person, oft Eltern oder Verwandte, für die Zahlung der Miete einspringt, falls die Mieter selbst nicht zahlen können.

Die Solidarmiete bietet dem Vermieter somit ein hohes Mass an Sicherheit, kann aber für die Mieter erhebliche Risiken mit sich bringen.

Entlassung aus der Solidarhaftung im Mietvertrag

Die Entlassung aus der Solidarhaftung ist oft schwierig, da der Mietvertrag weiterhin für alle unterzeichnenden Mieter gilt – selbst wenn eine Person auszieht. Dennoch gibt es einige Möglichkeiten, um aus der gemeinsamen Haftung entlassen zu werden.

Möglichkeiten, aus der Solidarhaftung entlassen zu werden

Ein Mieter kann nur aus der Solidarhaftung entlassen werden, wenn der Vermieter zustimmt oder ein neuer Mietvertrag aufgesetzt wird. Folgende Optionen bestehen:

Einvernehmliche Einigung mit dem Vermieter: Der Vermieter kann eine Vertragsänderung genehmigen, sodass der ausziehende Mieter nicht mehr haftet. Dies geschieht oft nur, wenn die verbleibenden Mieter finanziell zuverlässig sind.

Für diesen Fall haben wir Ihnen eine Vorlage erstellt, die Sie frei nutzen können. Laden Sie die Vorlage für die Entlassung aus einem Solidarmietvertrag als PDF hier kostenlos herunter. 

  • Ersatzmieter stellen: Falls ein Mieter ausziehen möchte oder sich etwa ein Paar getrennt hat, kann ein neuer Mieter vorgeschlagen werden. Akzeptiert der Vermieter diesen, wird der Mietvertrag entsprechend angepasst.
  • Auflösung des bestehenden Vertrags und Abschluss eines neuen Mietvertrags: Eine vollständige Vertragsänderung ist möglich, wenn alle Parteien – also die Mitglieder einer Wohngemeinschaft und der Vermieter – zustimmen. Dies bedeutet allerdings oft neue Vertragsbedingungen.

Solidarhafter: Risiken für verbleibende Mieter und Vermieter 

Die Entlassung eines Mieters aus der Solidarhaftung kann für die verbleibenden Mieter finanzielle Risiken bedeuten, da sie nun für einen höheren Anteil der Miete aufkommen müssen. Der Vermieter hingegen trägt das Risiko eines potenziellen Zahlungsausfalls, falls die verbleibenden Mieter nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügen.

Es ist daher ratsam, sich bereits beim Abschluss des Mietvertrags Gedanken über eine mögliche spätere Vertragsänderung zu machen.

Sonderfälle: Ehepartner, Eltern und Untermietverträge

Die Solidarhaftung im Mietvertrag betrifft nicht nur Wohngemeinschaften, sondern spielt auch bei Ehepartnern, Eltern oder Untermietverhältnissen eine Rolle. In diesen Fällen müssen besondere rechtliche Regelungen berücksichtigt werden.

Solidarhaftung bei Ehegatten: Gemeinsame Haftung bei Ehewohnungen

Wenn Ehepartner gemeinsam einen Mietvertrag unterzeichnen, haften sie gesamtschuldnerisch für die Mietzahlungen und sämtliche Verpflichtungen aus dem Mietverhältnis. Besonderheiten ergeben sich im Falle einer Trennung oder Scheidung:

  • Der ausziehende Ehepartner bleibt weiterhin in der Solidarhaftung, solange der Mietvertrag nicht geändert wird.
  • Falls nur einer der Ehepartner im Mietvertrag steht, hat der andere unter Umständen dennoch ein Wohnrecht, wenn es sich um die eheliche Wohnung handelt.
  • Nach einer Scheidung kann das Gericht bestimmen, wer die Wohnung behalten darf. Dies führt jedoch nicht automatisch zu einer Entlassung aus der Haftung.

Solidarhaftung beim Mietvertrag mit Eltern: Wann Eltern haften müssen

Eltern haften in der Regel nicht automatisch für die Mietschulden ihrer Kinder – es sei denn, sie haben als Bürgen den Mietvertrag mitunterzeichnet. Falls Eltern eine Mietbürgschaft leisten, übernehmen sie eine finanzielle Sicherheit für den Vermieter und verpflichten sich, für ausstehende Mietzahlungen aufzukommen.

  • Eine Mietbürgschaft endet in der Regel erst mit der vollständigen Beendigung des Mietverhältnisses.
  • Falls das Kind auszieht und ein neuer Mietvertrag aufgesetzt wird, kann die Bürgschaft entfallen.
  • Um langfristige finanzielle Risiken zu vermeiden, sollten Eltern genau prüfen, in welchem Umfang sie sich verpflichten.

Untermietvertrag und Solidarhaftung: Kündigung und Rechte des Hauptmieters

Ein Untermietvertrag führt nicht automatisch zur Solidarhaftung zwischen dem Hauptmieter und dem Untermieter. Dennoch gibt es rechtliche Aspekte, die beide Parteien beachten sollten:

  • Der Hauptmieter bleibt gegenüber dem Vermieter vollständig haftbar, auch wenn der Untermieter seine Miete nicht zahlt.
  • Falls der Hauptmieter den Mietvertrag kündigt, endet auch das Untermietverhältnis, auch wenn der Untermieter weiterhin in der Wohnung bleiben möchte.
  • Die Kündigung des Untermietvertrags muss schriftlich erfolgen, wobei die vertraglich vereinbarten Fristen einzuhalten sind.

Untermietverträge bieten Flexibilität, aber auch rechtliche Unsicherheiten. Eine schriftliche Regelung vermeidet Streitigkeiten und legt klare Verantwortlichkeiten fest.

FAQ

Wann besteht ein Sonderkündigungsrecht im Mietvertrag?

Ein Sonderkündigungsrecht besteht nur in bestimmten Ausnahmefällen, etwa bei schweren Vertragsverletzungen des Vermieters oder unzumutbaren Wohnbedingungen. In der Regel müssen alle Solidarmieter gemeinsam kündigen, da ein einzelner Mieter nicht ohne Zustimmung des Vermieters aus dem Vertrag entlassen werden kann.

Was bedeutet es, wenn Mieter solidarisch haften?

Solidarische Haftung bedeutet, dass alle im Mietvertrag eingetragenen Mieter gesamtschuldnerisch für die Mietzahlungen und andere Verpflichtungen haften. Der Vermieter kann von jedem einzelnen Mieter die vollständige Mietzahlung verlangen, falls einer der Mitmieter nicht zahlt.

Was ist ein Solidarmietvertrag?

Ein Solidarmietvertrag ist ein Mietvertrag, den mehrere Personen gemeinsam unterzeichnen. Dabei sind alle Mieter gleichberechtigt und tragen gemeinsam die Verantwortung für die Zahlung der Miete und die Einhaltung der vertraglichen Pflichten.

Was versteht man unter Solidarhaftung?

Die Solidarhaftung beschreibt eine rechtliche Regelung, bei der mehrere Personen gemeinsam für eine Verpflichtung haften. Im Mietrecht bedeutet dies, dass alle Mieter gemeinsam für die gesamte Miete und mögliche Schäden am Mietobjekt verantwortlich sind.

Oliver S.
Oliver S. schreibt seit 15 Jahren über den Immobilienmarkt. Er ist auf Immobilien spezialisiert und betreibt seit 2012 einen professionellen Blog mit bislang über 1'000 Artikeln und etwa 1 Million Seitenaufrufen pro Jahr. Darüber hinaus hat er in den letzten Jahren 5 Bücher über Management und Führung veröffentlicht.
Ähnliche Artikel
Abnahmeprotokoll für Ihre Wohnung: Der komplette Leitfaden für eine reibungslose Übergabe

Abnahmeprotokoll für Ihre Wohnung: Der komplette Leitfaden für eine reibungslose Übergabe

Das Abnahmeprotokoll für eine Wohnung dokumentiert den Zustand einer Mietwohnung beim Ein- und Auszug. Als verbindliches Dokument zwischen Mietern und Vermietern erfasst es Mängel, Schäden und technische Details wie Zählerstände. Eine sorgfältige Protokollierung schützt beide Parteien vor späteren Streitigkeiten und sorgt für eine reibungslose Wohnungsübergabe. Bei RealAdvisor erfahren Sie alles Wichtige zum korrekten Umgang mit […]
23.03.2025
Der Mietvertrag: Tipps & PDF-Vorlage für die Schweiz

Der Mietvertrag: Tipps & PDF-Vorlage für die Schweiz

Ein Mietvertrag ist weit mehr als nur ein Stück Papier – er ist das Fundament jedes Mietverhältnisses. Ob Wohnung, Haus, Geschäftsräume oder Garage: Der Mietvertrag in der Schweiz als Vorlage regelt die Rechte und Pflichten von Mietern und Vermietern und sorgt für Klarheit bei zentralen Themen wie Mietzins, Nebenkosten, Kündigungsfristen und Unterhaltspflichten. Ohne einen schriftlichen […]
07.02.2025
Grundstückgewinnsteuer im Kanton Schwyz

Grundstückgewinnsteuer im Kanton Schwyz

Der Verkauf eines Grundstücks kann eine lukrative Angelegenheit sein – doch oft wird dabei ein wichtiger Aspekt übersehen: die Grundstückgewinnsteuer. Besonders im Kanton Schwyz gibt es bestimmte Regelungen, die Immobilienbesitzer und Investoren kennen sollten, um böse Überraschungen zu vermeiden. Doch wie wird die Steuer berechnet? Welche Sätze gelten demnach ab 2025? Und wie unterscheiden sich […]