In den vergangenen Monaten verzeichneten die Hypothekarzinsen in der Schweiz einen rückläufigen Trend, was potenzielle Immobilienkäufer eigentlich entlasten sollte. Dennoch steigen die Immobilienpreise weiter an und erreichen in vielen Regionen neue Höchststände. Diese scheinbar widersprüchliche Entwicklung stellt Käufer, Investoren und Experten vor neue Herausforderungen und Fragen: Warum werden Immobilien trotz günstigerer Finanzierungsmöglichkeiten immer teurer?
Laut aktuellen Daten des Bundesamts für Statistik (BFS) steigen die Preise für Wohneigentum kontinuierlich an, während die Zinssätze für Hypotheken, insbesondere Festhypotheken, laut Angaben der UBS in den vergangenen Monaten gesunken sind. Theoretisch sollte ein Rückgang der Finanzierungskosten die Nachfrage nach Immobilien stimulieren und für eine Stabilisierung oder gar einen Rückgang der Immobilienpreise sorgen. Doch stattdessen treibt die hohe Nachfrage in Kombination mit einem begrenzten Angebot die Preise weiter in die Höhe.
Die neuesten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) bestätigen den anhaltenden Aufwärtstrend der Immobilienpreise in der Schweiz. Trotz der gesunkenen Hypothekarzinsen steigen die Preise für Wohneigentum kontinuierlich, insbesondere in städtischen Zentren wie Zürich, Genf und Basel. Laut BFS-Daten ist der durchschnittliche Preis für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um mehrere Punkte gestiegen.
Analysen von RealAdvisor zeigen, dass in 21 Jahren die Preise pro m² für Häuser und Wohnungen um über 88 % gestiegen sind. Im Februar 2025 betragen die durchschnittlichen Preise pro m²
Preise pro m² | Wohnung | Haus |
Schweizweiter Durchschnitt | CHF 9’155 | CHF 8’344 |
Bandbreite | CHF 4’498 – 22’357 | CHF 3’591 – 21’041 |
Parallel dazu zeigen die aktuellen Zinssätze führender Banken wie UBS, dass die Konditionen für Festhypotheken mit Laufzeiten von 5 bis 10 Jahren auf historisch niedrigen Niveaus liegen. Beispielsweise beträgt der Zinssatz für eine zehnjährige Festhypothek aktuell nur rund 2,10 % – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren, in denen Zinssätze von über 3 % keine Seltenheit waren.
Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass die Erschwinglichkeit der Finanzierung allein nicht ausreicht, um die Preisdynamik zu bremsen. Vielmehr scheint die hohe Nachfrage nach Immobilien das Angebot bei Weitem zu übersteigen, was die Preise weiter in die Höhe treibt.
Der scheinbare Widerspruch zwischen sinkenden Hypothekarzinsen und steigenden Immobilienpreisen lässt sich durch mehrere Faktoren erklären:
Die Schweiz erlebt weiterhin eine starke Zuwanderung sowie eine anhaltend hohe Nachfrage nach Immobilien und Wohneigentum, insbesondere in städtischen Regionen. Das begrenzte Angebot an attraktiven Wohnimmobilien sorgt dafür, dass sich der Wettbewerb unter Käufern verschärft, was die Preise in die Höhe treibt.
Angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Lage und niedriger Renditen auf Sparguthaben oder Anleihen betrachten viele Investoren Immobilien als sichere Kapitalanlage. Dies führt zu einer verstärkten Nachfrage durch institutionelle Anleger, die sich auf renditestarke Objekte konzentrieren.
Die Kosten für Baumaterialien sowie höhere Umwelt- und Energieeffizienzanforderungen treiben die Baukosten in die Höhe, was sich direkt auf die Verkaufspreise von Neubauten auswirkt.
Die verstärkte Nachfrage nach Immobilien in wirtschaftlich prosperierenden Regionen führt zu höheren Preisen in urbanen Gebieten, während ländliche Regionen langsamer wachsen.
Obwohl die Hypothekenzinsen sinken, bleibt die Inflation ein wichtiger Faktor, der die Kaufkraft schmälert und indirekt zur Verteuerung von Immobilien beiträgt.
Für private Käufer bedeutet die aktuelle Marktsituation eine Herausforderung: Trotz günstigerer Finanzierungsmöglichkeiten bleiben die hohen Kaufpreise eine Hürde. Viele Erstkäufer müssen entweder ihre Erwartungen an die Grösse oder Lage der Immobilie anpassen oder auf längere Finanzierungszeiträume setzen.
Investoren hingegen sehen nach wie vor Potenzial im Schweizer Immobilienmarkt, insbesondere in Regionen mit hoher Nachfrage und stabilen Renditeaussichten. Allerdings erfordert die Preisentwicklung eine sorgfältige Kalkulation, um rentable Investitionen zu gewährleisten. Von einer Blase kann jedoch keine Rede sein.
Experten gehen im Ausblick auf das Jahr davon aus, dass die Immobilienpreise auch in den kommenden Monaten auf einem hohen Niveau bleiben werden. Faktoren wie die anhaltend hohe Nachfrage, die restriktiven Bauvorschriften und die langsame Entwicklung neuer Bauprojekte deuten darauf hin, dass kurzfristig keine Preiskorrekturen zu erwarten sind.
Allerdings könnte eine weitere Zinssenkung oder eine Konjunkturabkühlung zu einer Stabilisierung führen. Bis Dezember 2024 hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Leitzinsen 0,5 Prozent gesenkt. Zu Beginn 2024 lag dieser von der Bank festgelegte Zinssatz immerhin noch bei 1,75 Prozent. Prognosen der USB gehen davon aus, dass der Leitzins noch in diesem Jahr auf 0,25 Prozent gesenkt wird. Zudem bleibt abzuwarten, ob staatliche Massnahmen zur Förderung von Wohneigentum oder zur Eindämmung spekulativer Käufe einen Einfluss auf die Marktdynamik haben werden.
Die aktuelle Entwicklung auf dem Schweizer Immobilienmarkt zeigt, dass sinkende Hypothekarzinsen nicht zwangsläufig zu sinkenden Immobilienpreisen führen. Vielmehr spielen Angebot und Nachfrage, wirtschaftliche Rahmenbedingungen und strukturelle Faktoren eine entscheidende Rolle.
Während Immobilienkäufer mit hohen Kaufpreisen konfrontiert sind, bleiben Immobilien aufgrund der attraktiven Finanzierungsmöglichkeiten weiterhin ein begehrtes Anlagegut. Langfristig wird die Entwicklung des Marktes stark von politischen Entscheidungen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängen.
Langfristige Prognosen sind schwierig, doch viele Experten gehen davon aus, dass die Immobilienpreise in der Schweiz aufgrund des begrenzten Angebots, der hohen Nachfrage und steigender Baukosten tendenziell weiter steigen werden. Allerdings könnten wirtschaftliche Entwicklungen, regulatorische Eingriffe oder steigende Zinsen das Wachstum bremsen oder zu zwischenzeitlichen Korrekturen führen.
Ja, die Immobilienpreise in der Schweiz sind 2024 erneut gestiegen. Laut dem Bundesamt für Statistik setzt sich der langjährige Aufwärtstrend fort, insbesondere in städtischen Regionen mit hoher Nachfrage und begrenztem Wohnraumangebot.
Nach aktuellen Marktanalysen spricht vieles für einen weiteren Anstieg der Immobilienpreise in der Schweiz. Besonders in Ballungsräumen bleiben die Nachfrage hoch und das Angebot begrenzt. Allerdings können wirtschaftliche Schwankungen und mögliche Zinserhöhungen die Entwicklung beeinflussen.
Die Immobilienpreise dürften so lange steigen, wie die Nachfrage das Angebot übersteigt. Solange Wohnraum knapp bleibt und Investoren Immobilien als attraktive Anlageform betrachten, ist mit weiter steigenden Preisen zu rechnen. Eine mögliche Trendwende könnte eintreten, falls die Zinspolitik straffer wird oder wirtschaftliche Faktoren die Kaufkraft erheblich beeinflussen.